Chronik/Oberösterreich

Unfallchirurgen bis zu 85 Stunden pro Woche im Einsatz

Im Sommer 2011 ging es auf der Unfallchirurgie des LKH Freistadt drunter und drüber: Zwei Oberärzte fehlten krankheitsbedingt, ein Turnusarzt quittierte unvorhergesehen seinen Dienst, dazu kamen bereits vereinbarte Urlaube. Die Folge des akuten Personalmangels: Gleich sechs Mediziner überschritten teilweise mehrfach die gesetzlich erlaubte Maximalarbeitszeit von 72 Stunden pro Woche. Ein Arzt war an sieben aufeinanderfolgenden Tagen sogar 85,5 Stunden im Einsatz.

Die Verletzung des Arbeitsrechts wäre folgenlos geblieben, hätte es nicht zufällig eine Kontrolle des Arbeitsinspektorats gegeben. Die Bezirkshauptmannschaft verdonnerte den verantwortlichen Primararzt zunächst zu einer Geldstrafe, der Unabhängige Verwaltungssenat aber sah in zweiter Instanz kein Vergehen, sondern eine „Pflichtenkollision“. Der Abteilungsleiter habe sowohl die medizinische Versorgung sicherstellen als auch das Arbeitsrecht einhalten müssen. Der Verwaltungsgerichtshof schließlich hob den angefochtenen Bescheid wegen Rechtswidrigkeit des Inhaltes auf. Die zuständige Behörde muss nun erneut eine Entscheidung treffen – auch in einem weiteren Fall von Arbeitszeitüberschreitung, diesmal an der internen Abteilung des LKH Freistadt.

Kein Einzelfall

Josef Hofer, ärztlicher Leiter des Mühlviertler Spitals, sieht in den Vorfällen Ausnahmesituationen, die sich durch den Mangel an Ärzten fast zwangsläufig ergeben würden. Auch an anderen Krankenhäusern komme es zu unerlaubten Arbeitszeitüberschreitungen, um die medizinische Versorgung aufrecht erhalten zu können. Hofer: „In Freistadt haben wir 16,5 Planstellen für Turnusärzte. Nur sieben davon sind besetzt. Ich kenne Spitäler, da ist die Situation noch schlimmer. Da haben sie nur zwei statt 16 Turnusärzte.“

Um vorprogrammierte Personalengpässe abzufedern, gibt es am LKH Freistadt sogar eine eigene Betriebsvereinbarung mit den Nachwuchsmedizinern: Sie haben sich bereit erklärt, acht Nachtdienste pro Monat zu absolvieren. Vorgesehen wären eigentlich nur sechs.

In Oberösterreichs Spitälern sind derzeit mehr als 80 Turnusarztstellen unbesetzt. Die neue Linzer Med-Fakultät soll die Situation in Zukunft entschärfen.