60 Kriegsflüchtlinge in Ex-Klinik
Von Jürgen Pachner
Die für die Unterbringung von Flüchtlingen verantwortliche Soziallandesrätin Gertraud Jahn (SPÖ) ist Sorgen gewöhnt. Seit der Ausbreitung des IS-Terrors in Syrien und im Irak hat die Zahl der Asylwerber, die in Oberösterreich untergebracht werden müssen, sprunghaft zugenommen. Im Vergleich etwa zum August befinden sich nun 855 Menschen mehr in der Betreuung des Landes. Insgesamt halten sich 4306 Flüchtlinge in OÖ auf, für die Quartiere organisiert wurden. Und dennoch erfüllt das Land aktuell nur 86,74 Prozent der mit dem Bund vereinbarten Betreuungsquote. Bis Ende Jänner sollten aber 100 Prozent erreicht sein. Die Zeit drängt – vor allem, weil zur Erschließung von Langzeit-Quartieren rund ein bis drei Monate Vorlaufzeit nötig sind.
Glücksfall
Für Jahn bedeutete es daher einen Glücksfall, als ihr der Welser Vizebürgermeister Peter Lehner (ÖVP) überraschend im Oktober vorschlug, in der aufgelassenen psychiatrischen Klinik ein Übergangsquartier für 50 Flüchtlinge einzurichten. Lehner hatte zuvor SPÖ-Stadtchef Peter Koits und den Direktor der Landesspitalsholding Gespag, Karl Lehner, informiert. Beide hatten ihm umgehend Bereitschaft signalisiert, den Plan mittragen zu wollen.
"Es kommt nicht oft vor, dass Kommunen von sich aus ein solches Angebot unterbreiten", freute sich Jahn. Inzwischen sind Nägel mit Köpfen gemacht worden. Jahn: "Die Verträge sind unter Dach und Fach."
Ab Jänner sollen 60 Flüchtlinge mit medizinischem Bedarf (etwa auf Grund eines Traumas oder einer Krankheit) samt Angehörigen vorübergehend bis Ende Juni 2015 auf dem 23.000-m²-Areal untergebracht werden. "Die Betreuung übernimmt die Caritas", sagt Jahn und versichert, dass an eine Verlängerung der Einrichtung nicht gedacht sei: "Darauf gibt es keine Option."
Eine Voraussetzung, die auch Koits und Lehner als unumstößlich ansehen. "Parallel wird daher auch die Umwidmung des Klinikgeländes in ein Mischbaugebiet eingeleitet, das dauert etwa ein halbes Jahr. Ist das durch, darf auf dem Areal niemand mehr wohnen", sagt Lehner.
Bürgerinitiative
Bei den Anrainern der ehemaligen Klinik herrscht hingegen vielfach Gelassenheit. "Für uns ist das kein Problem", sagen die Hausbesitzer Maria und Mile S. Auch ein Jogger wundert sich: "Wen sollte das denn stören?" Nur Frau A., eine ältere Dame ist besorgt: "Ich hab’ schon Angst, man weiß ja nicht, wer da kommt."