5000 km und 52.000 Höhenmeter
In den nächsten beiden Wochen erwartet mich eine besondere Aufgabe: Ich darf als Teamärztin den Steirer Markus Brandl beim RAAM, dem Race Across America, begleiten. Ich glaube, wir alle haben persönliche und berufliche Ziele, und bereits als Medizinstudentin hat es für mich zwei Landmarks gegeben, die ich unbedingt erreichen wollte: Ich wollte einmal bei der Crocodile Trophy und einmal beim RAAM dabei sein.
Ein Traum wird Wirklichkeit
Nun bin ich bereits seit fünf Jahren bei der „Croc“ in Australien die Rennärztin, in den nächsten Tagen wird also auch mein zweiter beruflicher Traum Wirklichkeit. So wie die Crocodile Trophy als härtestes Mountainbike-Rennen der Welt gilt, ist das RAAM (raceacrossamerica.org) das härteste Straßenrennen, immerhin um dreißig Prozent länger als die Tour der France. Mehr als 5000 Kilometer und 52.000 Höhenmeter müssen von den EinzelstarterInnen in zwölf Tagen bewältigt werden. Die Strecke verläuft vom Westen der USA in Oceanside, Kalifornien, quer über den Kontinent bis Annapolis, Maryland.
Viel Verantwortung
Der Rekord des inzwischen fünffachen Siegers Christoph Strasser liegt bei unglaublichen 7 Tagen, 15 Stunden und 56 Minuten, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26,42 km/h entspricht. Abgesehen von der Aufregung, bei diesem Event live dabei zu sein, bin ich auch professionell aufgeregt, liegt als Teamärztin doch viel Verantwortung auf meinen Schultern. Wie wird sich der körperliche Zustand meines Athleten entwickeln? Wie wird er die Anstrengung und den Schlafmangel tolerieren? Wie lange ist es bloßer Wahnsinn, ab wann besteht ein ernsthaftes gesundheitliches Risiko? Wie funktioniert die Ernährung?
Wie ich es von vielen Sportlern aus dem Ultra-Bereich kenne, wird sich auch Markus flüssig ernähren. Ich habe Mittel zum bestmöglichen Ausgleich des Elektrolythaushaltes dabei, natürlich alles dopingfrei. In meinem Rucksack befinden sich auch Medikamente, falls medizinische Probleme auftreten. Weiters ein mobiles EKG, Messgeräte zur Überprüfung von Kalium und pH-Wert. Außerdem ein Lasergerät zur Behandlung von offenen Hautstellen – welche Stellen das sein könnten, können Sie sich bestimmt vorstellen.
Eine Schinderei für alle Beteiligten
Das Team versorge ich mit Nahrungsergänzungsmitteln zur besseren Konzentration, müssen wir doch auch mit unseren Begleitfahrzeugen die ganze Strecke abfahren, und das bei Tag und Nacht, denn Markus plant nur kurze Schlafpausen ein. Alles in allem wird die Zeit ab dem 11. Juni also eine Schinderei für alle Beteiligten. Drücken Sie uns die Daumen und verfolgen Sie uns per Live-Tracking! Ich melde mich nächste Woche aus den USA bei Ihnen!
Autorin: Silke Kranz