Obdachlose in Büchereien: Mitarbeiter überfordert
Von Lisa Rieger
„Es ist manchmal überfordernd. Ich finde, wir sind nicht ausreichend ausgebildet für den Umgang mit obdachlosen Menschen“, sagt Nathalie N. (Name geändert). Sie ist in einer der kleineren Zweigstellen der Büchereien in Wien tätig. „Wenn sich jemand begründet wegen Geruchsbelästigung beschwert, muss ich eingreifen und da tue ich mir schwer.“
Fortbildungskurse
In den kleinen Büchereien gibt es keine Securitys, das bedeutet, die Mitarbeiter sind selbst dafür zuständig, Gäste, die stören, hinauszuweisen. „Wir sind keine Sozialarbeiter und für mich ist es menschlich schlimm, wenn ich jemanden hinauswerfen muss, wo ich weiß, dass er Unterschlupf sucht“, erklärt Nathalie N.
In den Büchereien sind alle Menschen willkommen, die andere Besucher nicht bei der Nutzung der Bibliothek beeinträchtigen. „Ob jemand obdachlos ist oder nicht, spielt keine Rolle“, sagt Christian Jahl, Leiter der Hauptbücherei. Dort gibt es zwei Securitys, an die sich die Mitarbeiter wenden können. Einer von ihnen ist Vladan Radosavljevic, der die obdachlosen Besucher gut kennt: „Heute nicht einschlafen, gell“, sagt er etwa zu einem Mann, der hineinkommt.
Jahl versteht, dass es für die Mitarbeiter in den Zweigstellen schwieriger ist. Deswegen würden laufend Fortbildungskurse angeboten werden, betont er.