Zweiter Anlauf für Bankenhochzeit
Das Tauziehen um die Fusion der kleinen Raiffeisenbank St. Georgen am Ybbsfeld mit der großen Raiba "Region Amstetten" geht in die nächste heiße Phase. Nachdem in einer Mitgliederversammlung im April Kritiker die erforderliche Zweidrittelmehrheit für die Hochzeit verhinderten, steigt Mitte Juli die nächste Generalversammlung. Vorstand, Aufsichtsrat und achtköpfige Belegschaft wollen in einer neuerlichen Abstimmung die Zustimmung der Mitglieder doch noch erwirken.
Als zweitkleinste eigenständige Raiba in NÖ (39 Mio. Euro Bilanzsumme, 1170 Mitglieder, 2000 Kunden) sehen beide Geschäftsführer und die Bankenrevision die wirtschaftliche Weiterführung des Instituts gefährdet. Sinkende Kreditvergaben und vor allem das gesunkene Zinsniveau ließen die Einnahmen schmelzen. "Wir erwarten für 2016 einen Verlust von 120.000 Euro, für 2017 200.000 Euro", sagt Geschäftsführer Gerhard Eder. Bei der letzten Abstimmung sei man vom massiven Auftreten etlicher Fusionsgegner völlig überrascht worden, gestehen Aufsichtsratschefin Margit Sattler und Obmann Karl Loibl ein: "Die Vorbereitung verlief nicht optimal". Aufklärung der Mitglieder soll am 15. Juli das Ja bringen. Offizieller Grund für die Versammlung ist die Neuwahl des Aufsichtsratsvizes. Rupert Jäger legte das Amt wegen der Spannungen zurück. Sollte die Fusion wieder nicht klappen, wollen die Spitzenfunktionäre Konsequenzen ziehen.
Jene Gruppe von Bauern um Gutsbesitzer Frank Untersmayr, die für die weitere Eigenständigkeit der Bank wirbt, sammelte selbst Unterschriften für eine neue außerordentliche Generalversammlung. Vorhandenes Eigenkapital von 3,3 Mio. Euro und die Liegenschaft der Bank seien eine gute Basis, um weiter allein bestehen zu können, meinen sie. Vorstand und Geschäftsführung hätten bislang nichts in Richtung Eigenständigkeit unternommen, sondern trotz der nicht erreichten Zweidrittelmehrheit im April weiter auf die Fusion hingearbeitet, heißt es auf der extra eingerichteten Homepage. Die St. Georgner Raiba-Funktionäre verweisen darauf, dass eine satte Mehrheit dennoch für den Anschluss an die Amstettener Bank mit ihren 18 Filialen gewesen sei. Es fehlten nur 13 Stimmen zur Zweidrittelmehrheit. Für Spannung am 15. Juli im Saal des St. Georgener Pfarrheimes ist jedenfalls gesorgt. Die Bank ist übrigens 1894 vom damaligen Pfarrer gegründet worden.