Chronik/Niederösterreich

Zum Wirt mit den geborgten Socken

Hinter der grünen Holztüre verbirgt sich ein kleines Paradies: Holztische unter schattigen Bäumen, weißer Kies, Blumen in Trögen und ein gemauerter Grill. Das weiß auch Künstler und Kabarettist Joesi Prokopetz. Vielleicht ist er deshalb einmal pro Monat zu Gast im Restaurant Kleibensturz in Maria Enzersdorf. Vielleicht hat es aber auch mit einem Paar Socken zu tun, wie Koch Wolfgang Kleibensturz verrät.

"Man braucht sich nur umschauen", sagt Prokopetz und deutet mit einer ausladenden Handbewegung auf den Gastgarten. "Spitzenküche, ein Spitzenservice, aber unprätentiös. Es gibt Lokale, da fragen sie: ‚Darf ich ihnen das Gebäck reichen?‘ Da sag ich immer: ‚Bei mir reicht’s, wenn Sie mir das Gebäck geben‘", spricht er, während er genüsslich an einer Zigarre zieht. Gut, dass Kleibensturz die auch verkauft.

Kein blunzenfetter Dillo

Seit 12 Jahren verbindet Prokopetz eine Freundschaft mit dem Wirt – gemeinsame Besuche im Fitnessstudio inklusive. "Es ist wichtig, dass beim Lieblingswirt der Schmäh rennt. Und bei uns rennt immer der Schmäh", sagt der Künstler. Seit er in Kleibensturz’ damaliges Lokal am Mödlinger Schrannenplatz gestolpert ist und Beinschinken mit Kren bestellt hat, ist Prokopetz gastronomisch treu geblieben. Weitgehend – nur in Wien geht er mit dem "Café Gutruf" fremd.

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Das Restaurant in Maria Enzersdorf ist für ihn eine "private Ruhezone", die er stets mit seiner Verlobten Karin Fendrich und Freund Thomas Fronaschitz besucht. "Da ist kein Dillo, der blunzenfett seine Meinung kundtut", erklärt der Künstler, der bei den Seefestspielen Mörbisch für ‚"Eine Nacht in Venedig" auf der Bühne stehen wird. Kulinarisch sei alles zu empfehlen. "Es gibt ausgezeichnete Weine, ausgezeichnete Desserts, gegrillten Fisch", schwärmt Prokopetz, während er seine Serviette mit einer Lätzchenkette befestigt. Sehr praktisch. Auch seinen Freunden hat er solche geschenkt, wenngleich diese nicht darauf zurückgreifen. Beim Besuch des KURIER wird Bachsaibling und Zanderfilet serviert. Perfekt für Prokopetz, der Schnitzel und Co. von der Speisekarte verbannt hat und gerne mal vegan isst.

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Beim Kleibensturz, das eigentlich von Gattin Claudia geführt wird, ist das natürlich eine Herausforderung. Immerhin stehen Beef Tartar, Steak und an den Grillabenden auch Spareribs oder Bratwürstchen auf der Speisekarte. Ganz zu schweigen von Desserts wie hausgemachter Schoko-Kuchen oder Palatschinken. "Wir verwenden keine Convenience-Produkte", sagt Kleibensturz. Auch auf Kundenwünsche werde individuell Rücksicht genommen.

Bei durchschnittlich 12 Besuchen im Jahr gibt es auch Anekdoten zu erzählen. "Einmal ist der Joesi mit Slippern gekommen", erzählt Kleibensturz grinsend. "Plötzlich hat er gesagt: ‚Heast, ich muss los, ich muss mir eine Jacke holen‘." Ein frierender Joesi? Das konnte der Wirt nicht zulassen. "Ich habe ihm dann einfach Socken geborgt." Doch auch Neues erfahren die Freunde immer noch übereinander. Etwa, dass Kleibensturz einmal Handmodell für Schärdinger war.

Im Herbst will Prokopetz Karin Fendrich nach 13 Jahren Beziehung das Jawort geben. Gefeiert wird natürlich im Kleibensturz.