Wo man aus der Zeitung von gestern noch Neues gewinnt
Von Peter Gruber
Man kann es nicht verfehlen: Über fast 200.000 m² erstreckt sich das Werk der SCA Ortmann vor Pernitz – eine Fläche von rund 27 Fußballfeldern. Heute schon geschnäuzt? Nach dem Essen eine Papierserviette benutzt? Ein Blättchen Dreilagiges? Mit hoher Wahrscheinlichkeit kam das Papier aus dem Piestingtal, aus einer der größten Fabriken für "Hygienepapier" Europas. Sprich Taschentücher, Servietten und Toilettenpapier.Für die Region ist das Papierwerk vor allem Arbeitgeber. 530 Menschen beschäftigt es, 21 Lehrlinge werden derzeit ausgebildet. "Der überwiegende Teil kommt aus der Umgebung", erklärt Herbert Buchinger, Umweltmanager des Werks – selbst aus Pernitz – seit 1972 im Werk. 2011 wurde er vom damaligen Umwelt-Minister Nikolaus Berlakovich als bester Umweltmanager ausgezeichnet.Wichtiges Utensil bei einem Besuch im Werk: die Warnweste. Auf dem Gelände herrscht reger Verkehr. Mehr als 100 Lastwagen passieren täglich das Tor, holen die Ware, liefern Rohstoffe an – etwa die 500 Tonnen Altpapier pro Tag. Von der alten Zeitung über fein gehäckseltes Datenschutzmaterial. "Ein Drittel des Gesamtvolumens wird mit der Bahn abgewickelt", so Buchinger. Ein Rundgang durchs Werk bleibt auch in der Nase. Der modrige Geruch nassen Altpapiers, der süßliche Duft zum Parfümieren von Taschentüchern und Toilettenpapier.
Umweltschutz
In der Umgebung nimmt man davon erstaunlich wenig wahr. Ebenso wie vom Dröhnen der mächtigen Maschinen in den Hallen. Der aufsteigende Rauch ist Dampf vom Trocknen des Papiers. Die Masse, die in die Papiermaschine läuft, hat einen Wasseranteil von 99 Prozent. Wenn die sieben Meter breite Papierbahn mit 1550 Metern pro Minute aufgerollt wird, bleiben sechs Prozent übrig. Alle 25 Minuten wird eine Rolle mit fast acht Tonnen ausgespuckt. 400 Kubikmeter Wasser werden jede Stunde aus dem Werkskanal entnommen, der vor dem Werk von der Piesting abgezweigt wird. "Was nicht verdampft, wird biologisch gereinigt zurückgeführt", erklärt Buchinger. Die Fabrik hat eine eigene Kläranlage mit vier Becken. "Wir versuchen, die Belastung für die Umwelt möglichst gering zu halten", so Buchinger.