Nazi-Sprache? Wirbel um Aufkleber auf Baufahrzeugen
Von Katharina Zach
„Führerhaus“ steht auf der Kabine eines Baggers, „Fahrer spricht Deutsch“ auf der Seitenscheibe eines Traktors. Die Aufkleber auf den Fahrzeugen der Firma Schuch KEG aus Mannersdorf, Bezirk Bruck/Leitha, sind ausgerechnet in Frakturschrift verfasst. Eine Schriftart, die Nationalsozialisten bis 1941 verwendeten und heute auch oft von Neonazis genutzt wird.
Für den Grün-Gemeinderat Sebastian Schirl-Winkelmaier aus Gramatneusiedl weckt das klar Assoziationen mit dem Nationalsozialismus. Das sei für eine Firma, die auch im Auftrag seiner Gemeinde Arbeiten durchführe, nicht tolerierbar, kritisiert er. Die Doppeldeutigkeit sei wohl kaum ohne Absicht passiert.
"Lassen uns nicht ins 'rechte Eck' stellen"
Bei der Firma Schuch versteht man die Aufregung nicht. „Wie der Schelm denkt, so ist er auch“, sagt Prokuristin Martina Böhm. Sie lasse die Firma nicht ins rechte Eck stellen. Im Gegenteil: Bei Schuch würden Mitarbeiter vieler Nationen arbeiten, es gebe ein Miteinander in der Firma. „Auch am Gehaltszettel wird nicht nach Nationen getrennt, sondern nach Qualifikationen“, erklärt sie. Überhaupt: Man wolle an der Arbeit gemessen werden.
Wunsch der Mitarbeiter
Laut Böhm, die auch die Tochter des Firmengründers ist, sei die Beschriftung auf Wunsch der Fahrer passiert, da viele auf Baustellen radebrechend angesprochen wurden, obwohl sie eben Deutsch sprechen würden. Künftig werde man etwa auch „Fahrer spricht Slowakisch“ lesen können.
Und warum die Aufschrift „Führerhaus“, in dieser Schriftart? Es sei nun mal ein Führerhaus, die Schrift habe dem Fahrer gefallen, meint die Prokuristin. Und schließlich werde der Führerschein ja auch Führerschein genannt und so beschriftet.
Deutung liegt nahe
Für Extremismusforscher Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) ist das ein „klassischer Fall, wo die Deutung zwar nahe liegt, aber man juristisch nicht dagegen vorgehen kann.“
Schirl-Winkelmaier fordert die Firma jedenfalls auf, die Aufschriften zu entfernen. Und von der Bürgermeisterin Erika Sikora (SPÖ) verlangt er, klare Grenzen zu ziehen und keine Gemeindeaufträge mehr an Schuch zu vergeben. "Es darf nicht sein, dass rechte Sprachspiele mit Steuergeldern finanziert werden."
Die Ortschefin ließ dem KURIER ausrichten, dass sie nicht an einer Stellungnahme interessiert sei. Bereits im Dezember des Vorjahres hatte ein Regionalmedium über die Aufschrift "Fahrer spricht Deutsch" berichtet. Damals erklärte sie, dass es ihr egal sein könne, was auf den Traktoren stehe. Es habe nichts mit der Gemeinde zu tun. Sie werde der Firma nicht den AUftrag entziehen.