Chronik/Niederösterreich

Winzer rettete Kitz

Burschi hatte Riesenglück. Dass das Rehkitz noch lebt, verdankt es ausgerechnet einem Jäger. Winzer Franz Oppelmayer, für den Jagd mehr bedeutet als bloß Trophäen zu sammeln, adoptierte das kleine Reh und zieht es nun mit dem Fläschchen auf.

Am Abend des Pfingstsamstags wurde Oppelmayer als zuständiger Hegeringleiter von der Polizei über einen Autounfall informiert. Ein Pkw hatte eine Rehgeiß gerammt. Als er das verendete Tier in Augenschein nahm, bemerkte er, dass es Muttermilch hatte. Darum machte er sich am nächsten Tag auf die Suche nach dem Kitz – und fand das fiepende Neugeborene unweit des Unfallorts. Die Nabelschnur war noch nicht einmal abgefallen.

Ziegenmilch für Burschi

Für Oppelmayer war sofort klar, was zu tun ist. Der erfahrene Jäger nahm das Kitz mit nach Hause und übernahm die Rolle der Mutter. Er füttert, wäscht und pflegt das auf den Namen Burschi "getaufte" Reh.

"Alle vier Stunden bekommt er ein Fläschchen Ziegenmilch, weil sie mit jener einer Rehgeiß vergleichbar ist", erzählt der Winzer. "Die Milch hole ich extra von einem Biobetrieb in Gols." Gewaschen wird Burschi mit einem Schwamm. Und, wenn er gefressen hat (was er eigentlich meistens macht, wenn er grad nicht schläft), massiert ihm Ersatzmutter Oppelmayer den Bauch, um seine Verdauung anzuregen.

Mittlerweile hört das vier Wochen alte Kitz bereits auf seinen Namen. Es folgt Oppelmayer auf Schritt und Tritt, frisst ihm aus der Hand und weicht ihm nicht einmal abends beim WM-Schauen von der Seite. An ein Auswildern ist da natürlich nicht zu denken. Im Frühjahr soll Burschi daher in ein Wildgatter übersiedeln. "Das ist ein geschützter Bereich. Da kann er dann für Blutauffrischung sorgen."