Wienerwald: Mountainbiken auf 1250 Kilometern
Von Katharina Zach
„Das Projekt ist auf Schiene“, sagt Wienerwald-Tourismus-Geschäftsführer Christoph Vielhaber. Zwei Jahre lang war mit Grundbesitzern und 53 Gemeinden verhandelt und gefeilt worden, ab März 2019 werden Mountainbikern im Wienerwald ein rund 1250 Kilometer langes, zeitgemäßen MTB-Netz mit etwa 50 Strecken zur Verfügung stehen. Während einige Routen bestehen bleiben, kommen neue Verbindungsstrecken sowie Singletrails dazu. Auch der Anteil an Asphalt-Strecken wird reduziert.
Mountainbiken ist längst ein Breitensport, alleine in Niederösterreich sind mehr als 133.000 Menschen mit den Geländerädern unterwegs – Tendenz dank E-Bikes steigend. Damit drängen immer mehr Menschen in die Natur, und Konflikte im Wald werden mehr. NÖ hat deshalb beschlossen, an seinem Angebot massiv nachzubessern und nebenbei das Tourismuspotenzial zu heben. Die Region Wienerwald ist dabei Vorreiter: „Das Ziel ist ja, ein attraktives Netz anzubieten, damit illegale Fahrten gar nicht mehr notwendig sind“, sagt Tourismus-Chef Vielhaber. Tatsächlich zeigen Untersuchungen der Universität für Bodenkultur am Beispiel des Trailparks Weidlingbach, dass die Nutzung illegaler Routen bei einem guten legalen Angebot abnimmt. Im Biosphörenpark Wienerwald, wo man an an dem Projekt mitgearbeitet hat, ist man ebenfalls zufrieden.
"Ein zeitgemäßes Mountainbike-Netz ist aus vielerlei Hinsicht erstrebenswert ist. Beispielsweise zur Entlastung des Naturraumes durch gezielte Angebote und Streckenführung", sagt der Chef des Naturraummanagements, Harald Brenner. Wobei die Routen natürlich nicht durch ökologisch wertvollen Lebensräumen wie den Kernzonen oder "quer durch sensible Offenlandbereiche" geführt würden.
Zuletzt gab es 43 Strecken mit insgesamt 1100 Kilometern. Der Asphaltanteil lag bei etwa 43 Prozent – ab März wird er nur noch 35 Prozent betragen. Künftig soll das Netz sogar auf 1400 Kilometer ausgedehnt und der Asphaltanteil auf unter 30 Prozent reduziert werden. Forststraßen, kleinere Wald- und Wiesenwege sowie Singletrails werden den Sportlern zur Verfügung stehen.
Am Anninger wird etwa mit dem Husarentempel-Trail ein ein Kilometer langer, schwieriger Trail für technisch sehr versierte Biker in Betrieb gehen. Einsteiger können die Forststraße oder einen weiteren Singletrail Richtung Mödling nutzen. Gebaute „Trailareas“ wie in Weidlingbach gibt es vorerst nicht. „Es gibt Interessenten, das wird aber länger als bis März dauern“, sagt Vielhaber. Im Rahmen der neuen Mountainbike-Strategie des Landes (siehe rechts) werde der Aufbau solcher Strecken gefördert, initiieren könne sie jeder, erklärt Mountainbike-Koordinatorin Lisa Ribarich.
Ein eigenes – künftig nö.- weites – Beschilderungssystem wird die neuen Strecken erkenntlich machen. Die Wegehalter-Haftpflicht übernimmt der Wienerwald Tourismus. Für die Instandhaltung soll ein eigenes Streckenmanagement installiert werden, das die Strecken mehrmals im Jahr befährt, Hindernisse entfernt, die Beschilderung erneuert und generell der Mountainbiker-Community zur Verfügung steht. Rund 45 Gemeinden beteiligen sich an dem Projekt, das 200.000 Euro pro Jahr kostet. 50.000 Euro davon trägt die Stadt Wien.
Verleihsystem
Im Wienerwald rechnet man dank attraktiverer Strecken auch mit mehr Nächtigungsgästen. Bereits jetzt gibt es „bikefreundliche“ Betriebe. Bei den Einstiegsstellen zu den Routen sollen nun weitere gefunden werden. „Gut wäre ein flächendeckendes Verleihsystem“, sagt Tourismus-Chef Vielhaber. Vor allem an E-Bikes gebe es großes Interesse, 70 Prozent der ausgeliehenen Mountainbikes seien elektrisch. Der Vorteil: Mit einem solchen System könne das Rad an einer Station ausgeliehen und an einer anderen zurückgegeben werden. Die Idee ist nicht neu, Kärnten testet dies seit heuer. Derzeit werden Anbieter dafür geprüft. Klappt das nicht, will man ein Netz mit lokalen Partnern schaffen.
Was der Wienerwald vormacht, soll bald in den anderen Regionen folgen. Auch dort wird das bestehende Mountainbike-Streckennetz überarbeitet.