Wahlkampf um Wirtschaftsstandort
Der Wahlkampf biegt auf die Zielgerade ein. Und bis zuletzt dominieren Erwin Pröll und Frank Stronach das Werben um Wählerstimmen. Der Austro-Kanadier hatte zuletzt im Zuge der Übersiedelung der Magna-Zentrale von Oberwaltersdorf nach Wien den Wirtschaftsstandort Niederösterreich infrage gestellt. Stronach Ende Jänner wörtlich: „Anscheinend sind die Kosten in Niederösterreich zu hoch, das Land scheint leider kein attraktiver Standort zu sein.“
Unter anderem diese Aussage rief am Montag Nationalbank-Präsident Claus Raidl auf den Plan. Gemeinsam mit erfolgreichen Firmenvertretern verteidigte er den Standort Niederösterreich: „Ich bin nicht der Meinung des Herrn Stronach, der eine eigene Nummer ist.“ Das Land habe in Sachen Infrastruktur viel aufgeholt. Bildung und Forschung habe hohen Stellenwert. „Das belegen das ISTA in Klosterneuburg wie auch MedAustron in Wiener Neustadt“, argumentierte Raidl. NÖ nehme in Mittel- und Osteuropa mittlerweile einen Spitzenplatz ein. Gefragt, ob dies als Wahlempfehlung für den Landeshauptmann zu verstehen sei, meinte Raidl unverblümt: „Ich würde in Niederösterreich ÖVP wählen.“
Neutral
Dezitiert unpolitisch wollten Raidls Mitstreiter ihre Statements verstanden wissen. Irmgard Fabiny ist mit ihrem Industrie-Unternehmen, der Castolin GmbH, aus Wien nach NÖ übersiedelt. „Hier standen uns kompetente Ansprechpartner zur Seite. Auch die Behördensituation ist kooperativer als in Wien.“
Hubert Schuhleitner von der Zizala Lichtsysteme GmbH ergänzte: „Gut ausgebildete Mitarbeiter bilden neben den Rahmenbedingungen, die das Land schafft, beste Voraussetzungen für erfolgreiches Wirtschaften.“
Frank Stronach selbst machte sich am Montag ein eigenes Bild vom Wirtschaftsstandort. Er besuchte die Großbäckerei Haubenberger (650 Mitarbeiter, 12 Filialen) in Petzenkirchen im Bezirk Melk. Der Selfmade-Milliardär gab sich locker und zugänglich. Da ein Plausch mit Gästen im Café des „Haubiversums“ und dort ein intensiver Austausch mit Chef Anton Haubenberger über den Wert von Lebensmitteln. Frank berichtete von seiner Großrinderfarm in Florida, dem Bau einer Großschlachterei und der Belieferung von Steak-Restaurants.
Vor zwei Dutzend Interessierten und Wirtschaftsleuten ließ Stronach sein Programm zur Wirtschaft hören. Das Schuldenmachen in Bund und Land müsse gestoppt, die teure und bremsende Verwaltung abgebaut werden. Jene, die ihren Profit im Land investieren und Mitarbeiter beteiligen, sollten im Steuerrecht deutlich bevorzugt werden. Wer das Geld ins Ausland transferiert, müsste bei ihm mit Höchstsätzen rechnen. Einmal mehr ließ Frank kein gutes Haar an „dem Erwin“.