Japans Rinderstolz im Mostviertel
Sie heißen Yojimbo, Rocco oder Marie. Ihre Urahnen – mit tausendjähriger Geschichte – lebten auf den Reisfeldern japanischer Bauern. Als Mitglieder einer zehnköpfigen Wagyu-Rinderherde inmitten des Mostviertels, dem "Heiligen Land" des Fleckviehs, sollen die drei tiefschwarzen Tiere in der Region die Top-Qualität in der Rindfleischproduktion pushen. Das ist der Plan dreier Studenten. Sie haben vor drei Jahren am Porstenberg bei Haag den Mostviertler Wagyu-Hof eingerichtet.
Als angehender Wirtschaftsinformatiker wird Florian Irxenmayer bald für den elterlichen Hof in Haag die Verantwortung tragen. Langsam möchte er, nicht zuletzt mit Hilfe zweier Freunde und Partner, die Bahnen von der Milchwirtschaft in eine neue Richtung lenken. Das edelste und teuerste Fleisch des Wagyu-Rindes (siehe Kasten) bot nach der Ideensammlung für das Trio die richtige Herausforderung.
Im Rinderland Österreich beschränkt sich die Zucht der wertvollen Rasse noch auf wenige Enklaven. Bekanntester Wagyu-Bauer ist Ex-Radstar Gerhard Zadrobilek. Der Aufbau ihrer Geschäftsidee war für die jungen Mostviertler mühsam. "Wir mussten alles von Grund auf recherchieren. Unser erster Zuchtstier, Rocco, stammt von einem Stier in den USA ab", erzählt Mitbetreiber Patrick Fehringer. Heuer, nach drei Jahren Aufbauarbeit, kann erstmals richtig getestet werden ob das wegen seiner im Fleisch eingelagerten Fettmarmorierung so begehrte Wagyu-Steak auch wirklich am Markt einschlägt.
Dreifachprojekt
Ihr Projekt haben die Drei auf die Zucht von reinrassigen pechschwarzen Wagyu-Tieren und auf die Kreuzung mit Fleckvieh ausgerichtet. "Beide Varianten haben bisher beste Ergebnisse bei der Qualität beschert", berichtet Irxenmayer.
Die dritte Schiene ist der Handel mit Frischfleisch,sowie Samen und Embryonen. Braunweiß gefleckten Leihmutterkühe bringen, wie in der Rinderzucht üblich, kleine Wagyu-Kälber zur Welt. Die Rinderzuchtstation Genostar in Wieselburg ist bei diesem Projekt professioneller Partner. Etliche Partner-Bauern lassen das edle Japan-Rind schon auf ihren Weiden grasen.
Der Weg zum Kunden wurde über die Profi-Homepage (www.wagyu-oesterreich.at) oder über Facebook (1600 "gefällt mir") beschritten. An die 40 Fleischliebhaber, die den drei- bis vierfachen Preis gegenüber normalem Rindfleisch akzeptieren, werden im April ihre Bestellungen ab Hof abholen. "Unser Anspruch ist,das beste Rindfleisch Österreichs anzubieten",erklären die Teilhaber Fehringer und Karl Peterseil. Am Weg dahin spielen auch Haubenköche eine wichtige Rolle. Mehrere Küchenchefs, darunter jene aus dem Salzburger Hangar 7 Restaurant "Ikarus" haben bereits Proben geordert.
Wertvolles Japanrind
Das Wagyu- oder Koberind gilt als das exklusivste Hörndlvieh der Welt. Die Rasse wurde über Jahrhunderte in Japan für die Feldarbeit eingesetzt. Es gab in der langen Geschichte kaum Kreuzungen. Das Fleisch ist wegen der Fettmarmorierung und des Geschmacks sehr begehrt.