Vorstoß für Verbot der E-Zigaretten
Aufgeschreckt von alarmierenden Zahlen über das Rauchverhalten minderjähriger Jugendlicher sagt Niederösterreichs Gesundheitslandesrat Maurice Androsch (SPÖ) neuerlich den Wasserpfeifen (Shishas) und Liquid E-Zigaretten den Kampf an. Nach Obst- und Kräuteraromen duftend, bergen diese vor allem für Jugendliche erhebliche gesundheitliche Risiken. Androsch will im Herbst ein Verkaufs- und Konsumverbot im NÖ Jugendschutzgesetz durchsetzen.
Über 30 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 16 rauchen in Niederösterreich regelmäßig. Das belegte die jüngst vorgestellte IFES-Studie (der KURIER berichtete). Dabei stellte sich heraus, dass die minderjährigen Raucher dabei lieber an einer Shisha (22 Prozent) oder E-Zigarette (18 Prozent) paffen als an der herkömmlichen Zigarette (17 Prozent).
Gut aufgeklärt
Gleichzeitig zeigten sich die 918 befragten Schüler gut aufgeklärt über die gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch das Rauchen. Der Griff zu den aromatischen und scheinbar nicht schädlichen neuen Produkten sei somit erklärbar und deshalb besonders alarmierend, teilen Experten die Kritik des Landesrats. Schon 10- bis 12-Jährige rauchen Wasserpfeife. Mit Nikotin wäre der Rauchstoff schon jetzt für Unter-16-Jährige verboten. In geselliger Runde wird dabei oft stundenlang an der Wasserpfeife gesaugt.
"Dass das Wasser den Rauch von den Schadstoffen filtert, ist dabei ein gewaltiger Irrtum. Er wird nur gekühlt", klärt Gesundheitspsychologin Alexandra Beroggio vom NÖ "Rauchfrei Telefon" auf. Durch Verbrennung entstehende Giftstoffe und auch Teer wird von den jungen Konsumenten so über lange Zeit eingesaugt. "Eine Zigarettenlänge dauert dagegen im Schnitt nur sieben Minuten", vergleicht die Expertin. Äußerst bedenklich empfindet sie das mittlerweile völlig undurchsichtige Angebot an Shishas, E-Shishas, die als kleine Sticks oder so wie E-Zigaretten, die mit verschiedensten Liquid-Mischungen zu haben sind. Vielfach kommen die Massenprodukte aus dem asiatischen Raum.
Allein welche zusätzlichen Schadstoffe die Konsumenten mit dem Wasserdampf oder Rauch einatmen (2000 bis 7000 Substanzen wurden gemessen), sei völlig außer Kontrolle, meint Beroggio.
Schädlich
Gerade auf die noch kindliche und nicht ausgereifte Physiologie der Minderjährigen könne auch diese Art des Paffens gefährliche Folgen haben. Dazu komme der Gewöhnungseffekt und die Gruppendynamik, die den Umstieg auf die klassische Tschick begünstige, ist Beroggio besorgt.
In anderen Bundesländern wie Salzburg oder auch im Nachbarstaat Deutschland wurden die Sisha-Verbote für Jugendliche bereits verschärft. Ob Androsch mit seinem Antrag auf besseren Jugendschutz im NÖ Landtag durchkommt, ist ungewiss. Sein erster Versuch im Vorjahr wurde von der ÖVP abgelehnt.
Die Wirksamkeit von Verboten, gerade für Jugendliche, sei kontraproduktiv, argumentiert die ÖVP-Abgeordnete Bettina Rausch. "Wir haben im Klub das Thema noch nicht beraten, aber es hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht viel geändert", meint sie. "Ich bin eher für Freiheit und für Aufklärung und Prävention. Wenn die Produkte so schädlich sind, müssten sie durch strenge Kontrollen ohnehin schon vor dem Verkauf aus dem Handel genommen werden", sagt Rauch.