„Vor endgültigem Verfall gerettet“
Von Jürgen Zahrl
Die vom habsburgischen Kaiserhaus eingeführte Dachsteuer – mit einer Vermögensabgabe vergleichbar – dürfte Grund dafür gewesen sein, weshalb die Burg Dobra bei Pölla im Bezirk Zwettl Mitte des 18. Jahrhunderts aufgegeben wurde und die Bewohner in das kleinere, benachbarte Schloss Wetzlas zogen. „Sie hatten damals anscheinend die Dächer der Burg angezündet, um weniger zahlen zu müssen. Wir haben an verschiedenen Stellen Brandspuren entdeckt“, erzählt Johann Müllner, Obmann des Vereins „Pölla aktiv“, beim Rundgang durch die weitläufige Festung. Nach und nach seien viele Mauersteine entfernt worden, um in der Umgebung daraus kleinere Häuser bauen und Kirchen erweitern zu können.
Deswegen blieben von der einst mächtigen Burg mitten im Kamptal über dem linken Stausee-Ufer im Waldviertel nur Mauerreste zurück. Urkunden aus dem 12. Jahrhundert belegen, dass die 95 mal 42 Meter große Anlage im Besitz des Ministerialgeschlechts der Herren von Dobra (Anm.: stammt vom südslawischen Wort dobov und bedeutet Wald) war, die auch in St. Peter in der Au ansässig waren. „Interessant ist, dass es auf dem kurzen Kamp-Abschnitt zwischen Lichtenfels und Schauenstein insgesamt zehn Burgen gibt. Historiker meinen, sie hatten den Zweck, den Verkehrsweg am Fluss zu sichern. Die Bewohner konnten damals von Burg zu Burg Lichtzeichen geben“, erklärt Müllner.
Schlechter Zustand
Über viele Jahre mussten Bewohner aus der Umgebung mitansehen, wie immer mehr Überreste der Burg in sich zusammenfielen. „Der Zustand war sehr schlecht, überall gab es sehr viel Schutt und der Innenhof hatte Waldcharakter“, erinnert sich Müllner, der Mitte der 1990-er Jahre mit Dutzenden gleichgesinnten Vereinsmitgliedern einen Rettungsversuch startete. „Seither haben wir die Ruine gepachtet. Das Ziel war, die Mauerreste vor dem endgültigen Verfall zu bewahren und das Gelände öffentlich zugänglich zu machen“, erzählt der Vereinsobmann. Mittlerweile dient ein renovierter Bergfried als Besucherplattform mit Panorama-Aussicht auf die weite Wasseroberfläche des Stausees.
Aufwändige Arbeit
Fast 10.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden und Tausende Euro sind in den vergangenen Jahren in den aufwendigen Erhalt der historischen Bausubstanz geflossen. „Wir hatten 2001 das Glück, dass im Zuge der niederösterreichischen Landesausstellung in Ottenstein und Waldreichs auch bei uns Bauetappen mitfinanziert wurden“, erklärt Müllner.
Um nicht nur auf Spenden und Förderungen angewiesen zu sein, ist ab 2009 eine weitere Idee verwirklicht worden. Das Denkmalamt genehmigte den Bau eines 17 mal sieben Meter großen Veranstaltungssaals inklusive Terrasse, der bereits stark genutzt wird. „So kommen wir zu eigenen Einnahmen, um künftige Bauprojekte finanziell leichter stemmen zu können“, freut sich Müllner.
Seit wenigen Jahren ist die Burg Austragungsort des weit über die Grenzen hinaus bekannten Festivals „Klangraum Dobra“, bei dem prominente Schauspieler und Autoren Ende Juni Musik und Literatur aus dem Mittelalter zum Besten geben. Weitere Infos: www.ruine-dobra.at