Vollkaskogesellschaft gibt es nicht: "Zivilschutz geht jeden an"
Der ÖVP-Landtagsabgeordnete Christoph Kainz wurde vor Kurzem zum neuen Präsident des NÖ Zivilschutzverbandes (NÖZSV) gewählt. Gemeinsam mit dem neuen Vorstand und dem zuständigen Landesrat Stephan Pernkopf sind im Verein massive Reformen angesagt. Kainz wird die Bevölkerung auch mit heiklen Themen konfrontieren.
KURIER: Welchen Zugang haben sie zu Zivilschutzthemen?
Christoph Kainz: Ich bin seit 33 Jahren aktiv bei der Feuerwehr und seit 1997 Bürgermeister in Pfaffstätten im Bezirk Baden. Da bekommt man es oft mit diesen Themen zu tun.
Die Bevölkerung auf schlimme Ereignisse einzustimmen, ist unpopulär und wird von Politikern gemieden?Ich vergleiche das mit dem vorbeugenden Brandschutz. Gut vorbereitet bewältigt man ein Ereignis weit abgeklärter. Es ist eine Verpflichtung, die Bürger mit möglichen Szenarien zu konfrontieren und Eigenverantwortung zu fordern.
Leben die Leute zu sorglos?
Wir werden immer mehr zur Vollkaskogesellschaft. Wenn etwas passiert wollen wir auf Knopfdruck hochprofessionelle Hilfe. Jeder sollte aber auch selbst einen Beitrag leisten.
Wie werden Sie die Leute mobilisieren?
Wir wollen uns ein neues Image erarbeiten, die Menschen wachrütteln. Die verstaubte Bunkermentalität ist vorbei. Das Ehrenamt bekommt im Zivilschutz eine neue Qualität. Man wird uns mehr wahrnehmen.
Sie wollen den Verband neu strukturieren? Das ist mit den Neuwahlen bereits auf den Weg gebracht worden. Der Vorstand ist mit elf Mitgliedern viel kleiner als früher. Über fünf gewählte Regionsvertreter gibt es durchgehenden Kontakt zu den Zivilschutzbeauftragen in jeder Gemeinde. Wir haben jetzt auch einen operativen Geschäftsführer. Und die tolle Kooperation mit den Blaulichtorganisationen bleibt die Basis und wird noch intensiviert.
Wie steht es um Personal und Finanzen. Die FPÖ hat kürzlich im Landtag Kritik geübt?
Wir haben sieben hauptamtliche Mitarbeiter als Fachbetreuer in den Regionen. Die Finanzen vom Land NÖ sind mit 480.000 Euro jährlich sind fix. Über Kopfquoten zahlen die Gemeinden um die 222.000 Euro.
Mit welchen konkreten Aktionen wird man Zivilschutz in NÖ demnächst wahrnehmen?
Wir werden demnächst ein großes Schwerpunktthema des Jahres präsentieren. Im Vorjahr haben wir das mit dem Thema Blackout erprobt. Der 1. Oktober als bisheriger Sirenenprobentag wird der große Aktionstag in möglichst vielen Gemeinden. Kinderaktionen, wie die Safety-Tour, sind weiter sehr wichtig. Ich denke auch an simple Dinge. Etwa an bedruckte Tafeln, mit denen in jedem Haushalt die Trinkwasserreserve für den Notfall gekennzeichnet werden soll.