Vösendorf: Studienobjekt Ortsentwicklung
Weg von fossilen Brennstoffen, hin zur Mobilitätswende und zur Bewusstseinsbildung – das waren Kernaussagen bei einem besonderen Termin im Schloss Vösendorf. Studenten der Technischen Universität (TU) Wien haben sich ein Semester lang gefragt, welche zukunftsgerichteten Maßnahmen die Gemeinde Vösendorf (Bezirk Mödling) in der Raumplanung umsetzen könnte. Und sie haben einige Antworten gefunden.
„Eldorado in Alvorada“
Mit kreativen Slogans stellten die Studierenden einigen Gemeinderäten und Bürgern ihre Zukunftsprojekte vor. Acht Gruppen spezialisierten sich dabei jeweils auf die Entwicklung eines Ortsgebiets. Heftig diskutiert wurden in der Gemeinde zuletzt Bebauungspläne für die Alvorada-Gründe (Areal der ehemaligen Kaffeerösterei). Vösendorf ist eine Gemeinde im Wiener Umland, die stark vom Zuzug betroffen ist. Zwischen 2009 und 2019 ist die Gemeinde um knapp 20 Prozent gewachsen. Zwischen 2002 und 2019 sogar um knapp 44 Prozent.
Ein "Fahrrad-Highway"
Die Studierenden entwarfen Konzepte, die trotz starkem Zuzug zukunftsfähig seien. Ein „Fahrrad-Highway“ wurde zum Beispiel vorgeschlagen: „So können auch längere Strecken einfach und schnell mit dem Fahrrad zurückgelegt werden“, so die Idee der Studierenden. Fotovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung auf den Hausdächern waren im Großteil aller Konzepte zu finden. „Würden 50 Prozent der Dächer der Alvorada-Gründe mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet, könnten damit schon 108 Prozent des Energiebedarfs abgedeckt werden“, präsentiert die Alvorada-Gruppe.
Wertvolle Daten errechnet
Eine andere Gruppe setzt dem noch eins drauf: zusätzlich zu den Anlagen planten sie Grünflächen auf den Dächern. „Die Verdunstungskälte der Pflanzen kann die Leistung der Anlagen um bis zu vier Prozent steigern“, heißt es in der Präsentation der Gruppe „Solar City Süd“. Es zeigt sich auch, je nach Gebiet fallen die Berechnungen unterschiedlich aus. In diesem Fall gehen die Studierenden davon aus, dass 40 Prozent des Energiebedarfs durch Fotovoltaikanlagen gedeckt werden könnten. Durch ihre umfassende Rechenarbeit lieferten die Studierenden der Gemeinde wertvolle Daten.
Kurze und schöne Wege
Eine weitere Gruppe hat sich den Ortskern vorgenommen und diesen zur „multifunktionellen Mitte Vösendorf“ umgeplant. „Wir schlagen vor, Nahversorger entlang der Ortsstraße anzusiedeln. So schaffen wir kürzere Wege für die Bewohner und es lässt sich leichter auf motorisierten Verkehr verzichten“, präsentieren sie.
Gewinnbringend würde sich auch eine liebevolle Gestaltung des öffentlichen Raums auswirken: „Wenn die Leute sich wohlfühlen, nutzen sie den Raum“, argumentieren die Studierenden.
Der für Umwelt zuständige Gemeinderat Christian Kudym (SPÖ) kündigt an die Ideen der Studierenden mit in die Planung zum Ortsentwicklungskonzept zu nehmen. „Der nachhaltige Fokus wird auf jeden Fall auf der Sanierung bestehender Gebäude liegen, statt Grünflächen zu verbauen“, sagt er.