Ministerin ermahnt Amazon bei Standorteröffnung in Niederösterreich
Von Kevin Kada
In der Halle des Verteilzentrums in Großebersdorf (Bezirk Mistelbach) arbeiten 150 Mitarbeiter auf 9800 Quadratmetern im Schichtbetrieb. Wie Amazon-Standortleiter Tobias Hildebrand erklärt, handelte es sich zunächst um einen Testbetrieb: „Wir mussten erst die Abläufe kennenlernen, um uns so zu verbessern.“
Von dem Zentrum nordöstlich von Wien aus werden täglich bis zu 30.000 Pakete in den Ballungsraum Wien verschickt. Weitere Zentren sind in Österreich vorerst nicht geplant. Die Pakete kommen von den großen europäischen Logistikzentren an, werden sortiert und dann von regionalen Lieferpartnern ausgeliefert. Zurzeit sind rund 250 Fahrzeuge täglich für Amazon Logistics im Einsatz.
Bei der Eröffnung am Dienstag fand Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) lobende, aber auch mahnende Worte für den Großkonzern: „Amazon darf nicht nur Pakete nach Österreich liefern, sondern muss auch österreichische Produkte in die Welt hinaus bringen. Ich erwarte mir hier ein gewisses Fair Play des US-Konzerns.“ Besonders mittelständische Unternehmen will Schramböck mit an Bord holen, damit diese von Amazon und deren Logistik profitieren können.
Arbeitsbedingungen
Amazon steht allerdings wegen anhaltender Mitarbeiterproteste oft in der Kritik. Zuletzt auch im April des vergangenen Jahres in einem Logistikzentrum in Bad Hersfeld in Hessen (Deutschland). Diese Proteste haben auch die Österreich-Pläne wackeln lassen. Fünf Jahre lang sei mit Amazon verhandelt worden, sagte René Siegl, Chef der Betriebsansiedelungsagentur ABA. „Wir waren einer Lösung schon sehr nahe, dann ist ein deutscher Fernsehbericht über die Arbeitsbedingungen bei Amazon erschienen.“ Der US-Konzern sei über Kritik im gesamten deutschsprachigen Raum „not amused“ gewesen, so Siegl. Man habe das aber korrigieren können.
Am Standort in Großebersdorf gab es bisher keine Probleme, erklärt Rudolf Westermayer, Obmann der Arbeiterkammer-Bezirksstelle in Mistelbach: „Wir werden aber ganz genau darauf achten, dass die Regeln eingehalten werden.“ Darauf vertraut auch Landesrat Ludwig Schleritzko: „Ich gehe davon aus, dass sich Amazon an die Gesetze halten wird und darum habe ich da keine Bedenken.“
Für den Landesrat ist die Ansiedlung des US-Konzerns eine große Chance für Niederösterreich: „Wir zeigen, dass wir bereit sind, auch für solche großen Unternehmen ein perfekter Standortpartner zu sein.“
Einladung
Anders als Schramböck, Schleritzko und Co., konnte die Arbeiterkammer den Standort übrigens noch nicht begutachten. Zur Eröffnung waren weder AK noch Gewerkschaft eingeladen. „Das ist in Österreich eher unüblich bei solch großen Eröffnungen. Aber die Amerikaner können vielleicht nichts mit einer gesetzlichen Arbeitnehmervertretung anfangen“, sagt Westermayer.