Tullner Kettenbrief ist seit 14 Jahren unterwegs
Von Julia Schrenk
Er ist sieben Jahre alt, leidet an Krebs, wird im Landesklinikum Tulln behandelt und hat von dort seinen Weltrekordversuch gestartet, den längsten Kettenbrief der Welt zu initiieren. So steht es zumindest in dem Kettenbrief, der seit mittlerweile 14 Jahren in Österreich und Deutschland per eMail, Fax und Post kursiert (der KURIER berichtete mehrmals). Vor allem Firmen werden aufgefordert, den Brief weiterzuleiten, um dem Buben zu helfen, ins Guinness Buch der Rekorde zu gelangen. Nur: Den Siebenjährigen gibt es gar nicht. Er wird nicht und wurde nie am Landesklinikum Tulln behandelt, der Weltrekordversuch wurde dort nie gestartet. Trotzdem kursiert der Brief seit Jahren in mehreren Ländern. Der Urheber ist nach wie vor unbekannt.
Jetzt ist der Brief in Rotenburg in Deutschland wieder aufgetaucht. Mehrere Firmen in Niedersachsen sind laut der Kreiszeitung auf den Kettenbrief hereingefallen. Bitte helfen auch Sie, indem Sie die im Anhang beigefügten Unterlagen an zehn Unternehmen, Behörden, Schulen etc. weiterleiten. So steht es indem Brief und so haben es mehrere Firmen durchgeführt. "Ich bin selbst wie ein kleiner Junge auf den Brief hereingefallen", klagt ein Mitarbeiter der deutschen Firma ATR in der Kreiszeitung. Der Fall ist auch bei den Spam- und Betrugsexperten der Technischen Universität Berlin aktenkundig.
Nicht antworten
Auch das Landesklinikum Tulln hat nach wie vor seine liebe Not mit dem Kettenbrief. Noch immer erreichen täglich bis zu 30 Kettenbriefe das Spital, an Spitzentagen sind es sogar 100. Noch immer sind zwei Mitarbeiter des Klinikums täglich bis zu zwei Stunden mit dem Aussortieren der Briefe beschäftigt. Das Landesklinikum bittet wieder einmal, die Briefe nicht zu beantworten.