Traditionscafé in Mödling schließt: Konditor Gössl reicht es
Von Katharina Zach
Alles muss raus. Deko, Geschirr und vor allem natürlich die letzten süßen Köstlichkeiten. Mit 31. Dezember schließt die Mödlinger Traditionskonditorei Gössl am Schrannenplatz. „Das letzte Mal! Selbstgemachte Weihnachtsbäckerei!“ steht in großen Lettern auf der Auslagenscheibe. Und die Nachfrage ist groß, Kunden geben sich die Klinke in die Hand, das Bedauern über die Schließung ist groß. Überhaupt war die Bäckerei mit angeschlossenem Kaffeehaus stets gut besucht. Warum also sperrt der Gössl zu?
Die Antwort ist recht einfach. Richard Gössl reicht es. Seit 40 Jahren arbeite er zwischen 80 und 100 Stunden pro Woche, erzählt der 55-Jährige im KURIER-Gespräch. Und nun gehe mit Jahreswechsel auch noch seine wichtigste Mitarbeiterin in Pension. Das Café hat bereits seit 1. November geschlossen. Von einst 13 Mitarbeitern waren zuletzt noch sechs bei ihm beschäftigt.
Fachkräfte fehlen
1971 habe die Familie die Bäckerei übernommen und sukzessive ausgebaut, erzählt der Gastronom. Zuletzt wurde die traditionelle Mödling-Torte von Gössl gebacken, bei zahlreichen Veranstaltungen lieferte er Brötchen für das Buffet. „Ich habe einfach keine Fachkräfte gefunden“, erklärt er nun, warum er sich die harte Arbeit im Geschäft nicht mehr antun will. „Ich habe in den vergangenen zwei Jahren keinen Lehrling mehr für die Backstube gefunden.“ Auch im Verkauf habe er kaum junge Menschen durch die Lehre gebracht. Bitter jedoch: Mit Jahreswechsel verliert Mödling einen Fixpunkt in der Gastro-Szene.
Pâtisserie Schnabulerie schließt Pforten
Dabei ist Gössl nicht der Einzige, der sein Geschäft dichtmacht. Auch Christina Krug schließt nach Weihnachten die Pâtisserie Schnabulerie in der Herzoggasse um die Ecke vom Schrannenplatz. „Firmenevents, Business-Aufträge und Luxus-Hochzeiten sind immer mehr geworden. Das ist von der Kapazität her so viel, dass das Café nebenher läuft. Aber das geht nicht nebenher“, erklärt die Pâtissière. Sie habe sich den Schritt lange überlegt. Allerdings: „Die Café-Idee ist nicht gestorben, nur stillgelegt.“ Einem Franchise etwa wäre Krug nicht abgeneigt.
Während nun in der Innenstadt die letzten Mehlspeisen in den beiden Lokalen verkauft werden, beschäftigt die Mödlinger bereits das Thema Nachfolge. So wurde in sozialen Medien etwa geätzt, ob nun in das frei werdende Geschäftslokal der Konditorei Gössl ein weiterer Hörgeräteakustiker einziehen wird. Der Branchenmix und die Belebung der Innenstadt sorgen in der Bezirkshauptstadt regelmäßig für Diskussionen und beschäftigt auch die Politik.
Interesse
Gert Zaunbauer, Obmann des Stadtmarketing, beruhigt. Für die Schnabulerie-Nachfolge hätten sich bereits mehrere Interessenten gemeldet, darunter etwa ein Gastro-Betrieb mit Weindegustation und Käse. „Bei der Konditorei Gössl ist die Herausforderung die, die Interessen mit dem Hausbesitzer in Einklang zu bringen“, sagt er. Und meint: Ob dieser das Geschäftslokal wieder vermieten will, ist noch nicht klar. Ziel sei es jedenfalls, wieder Gastro in die Innenstadt zu bringen. Möglich sei aber alles, was Frequenz bringt. Zumindest der Schanigarten am Schrannenplatz soll auch bei fehlender Nachfolge erhalten bleiben.
Apropos Frequenz: Den Geschäften in der Stadt stellt Zaunbauer ein gutes Zeugnis aus. „Der Branchenmix passt“, meint er. „Ich kriege alles, was ich brauche.“ Dass nun statt dem leer stehenden Hochzeitsshop auf der Hauptstraße ein Immobilienbüro eröffnet, stört ihn nicht.
Das alles ist Richard Gössl egal. Er schmiedet Pläne für die Zukunft. „Ich werde einfach einmal eine Zeit lang nichts tun.“