Chronik/Niederösterreich

Tödlicher Unfall bei Polterabend: 10 Monate für Bruder der Braut

Erläuterungen von Paragrafen, technische Details, Fragen zum Unfallhergang - die Sätze des Anklägers und Richters prasseln auf den Angeklagten nieder, dieser ringt immer wieder nach Worten. Der 26-Jährige will, so scheint es jedenfalls, dass dieser auf eine halbe Stunde anberaumte Prozess so schnell wie möglich an ihm vorübergeht.

Verständlich, denn es handelt sich um eine äußerst tragische Geschichte, die da Mittwochvormittag im Saal 201 am Landesgericht St. Pölten verhandelt wurde. "Es ist", sagt sein Anwalt Robert Fuchs, "einer der wenigen Fälle, wo die Opfer, aber auch der Täter bemitleidenswert sind."

Schwere Verletzungen

Rückblick: Am 8. September 2018 war in einer Ortschaft im Bezirk Amstetten Partystimmung angesagt. Eine junge Frau, die Schwester des späteren Angeklagten, feierte ihren Polterabend. Man entschied sich für eine Ausfahrt, ein Traktor samt Anhänger wurde zu diesem Zweck bereitgestellt. 13 Frauen nahmen auf dem für den Verkehr nicht zugelassenen Hänger platz, am Steuer der Zugmaschine saß der Bruder der künftigen Braut.

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Auf der Landesstraße zwischen Allhartsberg und Sonntagberg passierte das Unglück. In einer 90-Grad-Kurve kippte der Anhänger um, die Personen wurden auf eine Steinwurfmauer geschleudert und erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Besonders tragisch: Obwohl die Ärzte verzweifelt um das Leben der 26-Jährigen kämpften, erlag sie später im Krankenhaus ihren Verletzungen.

Zu schnell unterwegs

Monate später musste sich der Bruder der Verstorbenen wegen grob fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässiger Gemeingefährdung vor Gericht verantworten. Der Mann bekannte sich schuldig und gab auch zu, mit überhöhter Geschwindigkeit in die Kurve gefahren zu sein.

Laut Anklage war das Gespann mit 25 bis 30 km/h unterwegs, der Richter betonte allerdings, dass maximal zehn Stundenkilometer möglich gewesen wären. Zudem hatte der 26-jährige Landwirtssohn noch in der Kurve beschleunigt. Zu dem Zeitpunkt, als sich der Traktor gerade im Scheitelpunkt der Kurve befunden hatte.

Dass er einen Fehler gemacht habe, sah der Angeklagte ein. "Aber es war meine Schwester, da sagt man nicht Nein", sagte er.

"Die wahre Strafe hat mein Mandant längst bekommen", betonte Anwalt Fuchs. Der Richter entschied auf 10 Monate bedingte Haft, plus Geldstrafe. Nicht rechtskräftig.

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