Tarif-Verlierer wollen Reform der Reform
Von Marlene Penz
Die am 6. Juli in Kraft getretene VOR-Tarifreform sorgt weiter für Diskussionen. Abgerechnet wird nicht mehr nach Zonen, sondern nach Strecke und Entfernung. Was Gewinner, aber auch Verlierer mit sich bringt.
Etwa Leobendorf (Bezirk Korneuburg): Für die Jahreskarte nach Wien-Floridsdorf zahlt man nun 965 Euro, bisher waren es 425 Euro. Die Gemeinde fürchtet nicht nur, dass Pendler wieder aufs Auto umsteigen, sondern auch, dass viele mit dem Pkw ins rund vier Kilometer entfernte Korneuburg fahren und dort in den Zug steigen. Die Jahreskarte kostet von dort nach Wien-Floridsdorf 803 Euro.
In Korneuburg kämpft man aber schon seit Längerem mit Parkplatzmangel. 610 Stellplätze stehen aktuell zur Verfügung, meistens seien diese aber belegt, sagt Mobilitätsstadträtin Elisabeth Kerschbaum (Grüne). "Wir befürchten, dass jetzt noch mehr Pendler mit ihren Autos zu uns kommen. Es gibt zwar einen Zubringerbus von Leobendorf, der wurde aber vom VOR an die Fahrplanänderungen der ÖBB im Dezember nicht angepasst, so dass viele Pendler ihre Züge nicht mehr erreichen", sagt Kerschbaum. Bereits nach dem Umbau des Bahnhofs im Vorjahr wurde ergänzend zum Parkdeck ein provisorischer Parkplatz für rund 200 Pkw angelegt, laut Kerschbaum sei dieser aber auch immer voll.
Resolutionen
Im Gemeinderat wurde auf Initiative von Stadtrat Kurt Pausackerl (Grüne) eine Resolution an VOR und Land verabschiedet. Darin werden die Abfederung der Preiserhöhung, mehr Fahrkartenautomaten (es wird befürchtet, dass durch das Ende der Streifenkarten mehr Andrang am Automat entsteht) und die gleichen Fahrkartenpreise für Korneuburg und Leobendorf gefordert. "Immerhin betreffen die Änderungen rund 400 Pendler, die täglich aus Wien kommen bzw. nach Wien fahren", betont Pausackerl.
Auch im Korneuburger Gemeinderat wurde eine Resolution beschlossen. Auch hier wird befürchtet, dass Pendler wieder aufs Auto umsteigen. Gefordert wird eine Informationsoffensive vom VOR und eine Anpassung der Infrastruktur an den Bahnhöfen – sprich mehr Automaten. Die Stadt setzt sich für eine Neu-Evaluierung der Tarife ein, vor allem auf Strecken, wo eine Steigerung von mehr als 20 Prozent besteht. Im Fall von Leobendorf wird eine Einzelfahrt nach Floridsdorf um 150 Prozent teurer. "Das ist unzumutbar", meint Kerschbaum.
Per Resolution mit dem "dringenden Ersuchen", das neue Tarifsystem noch einmal zu überdenken, wendet sich auch der Badener Gemeinderat an den VOR. "Von Baden nach Wien hat man bisher 4,40 Euro gezahlt, nach dem neuen System sind es 5,50 Euro. Das ist eine satte Erhöhung von 25 Prozent", so die Badener SPÖ.