Stupa: Streit geht quer durch Familien
Von Gilbert Weisbier
Der Streit für oder gegen den Stupa geht quer durch unsere Familien“, beklagte Freitagabend eine Frau, die mit rund 30 Mitstreitern vor dem Eingang zum Stadtsaal von Gföhl, Bezirk Krems, an einer Kundgebung teil nahm. „Bitte, bitte keine große Stupa in der kleinen Stadt“, stand auf ihrem Transparent zu lesen.
Adressaten waren die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion, bei der Moderator Heinz Nußbaumer nur mit Mühe die geballten Emotionen kanalisieren konnte, die zum Vorschein kamen. Mindestens 200 Menschen drängten zur Veranstaltung, die – trotz Appellen zu Toleranz und positiven Stellungnahmen – weitgehend von Vorbehalten gegen ein geplantes buddhistisches Zentrum (Stupa) geprägt war. Obwohl die Gruppe der Gegner in der Minderheit gewesen sein dürfte, dominierte sie vielfach mit Lautstärke.
Gleich zu Beginn kippte der überraschend angereiste BZÖ-Politiker Ewald Stadler das Thema des Abends, das „Die Kunst des Zusammenlebens zum Verhältnis von Christen und Buddhisten“ lautete: Stadler behauptete, die nötige Umwidmung des Baugrundstücks in Sondergebiet sei rechtlich undenkbar, weil die Voraussetzung, ein religiöses Bedürfnis der Bevölkerung, fehle. Sollte es eine Genehmigung geben, werde diese mit seiner Hilfe bekämpft werden.
Vergeblich zitierte der Abt des Stiftes Altenburg, Christian Haidinger, aus der Erklärung des zweiten Vatikanischen Konzils über das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen: „Die Katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist.“
Die Größe des bis zu 30 Meter hohen Bauwerks, seine weithin sichtbare Lage an der B 37 und die angebliche Schnelligkeit, mit der die Angelegenheit abgewickelt werde, störte die Gegner am meisten. Außerdem sahen viele die Gefahr der Missionierung durch buddhistische Mönche.
Da nützte es nichts, dass eine Religionsphilosophin daran erinnerte, dass der Buddhismus eine zugelassene Religionsgemeinschaft ist. Oder dass die Leiterin der Migrationsabteilung der Donauuni Krems, Gudrun Biffl, betonte, der Buddhismus sei in keiner Weise kämpferisch: „Ich bekomme ein beklemmendes Gefühl, wenn es gegeneinander geht“, sagte Biffl. So viel Selbstvertrauen, dass einem Meditieren keine Identität raubt, traue sie den Gföhlern schon zu: „Wenn wir nicht Toleranz beweisen und eine gewisse Lockerheit an den Tag legen, sind wir schon sehr kleinmütig.“
„Ich komme gut mit Menschen anderer Religion aus, aber man hat uns viel zu spät informiert“, entgegnete eine pensionierte Religionslehrerin.