Chronik/Niederösterreich

Streit um Welterbe-Führung

Umwälzende organisatorische Veränderungen wurden bei der jüngsten Vollversammlung des "Arbeitskreises Wachau" Donnerstagabend in Rührsdorf, Bezirk Krems, angekündigt. Der Verein war 1972 ursprünglich zum Schutz des Welterbegebietes gegen die Zerstörung durch ein Staukraftwerk gegründet worden. Die vorgestellten Maßnahmen stießen nicht bei allen Mitgliedern auf Zustimmung. Rechnungsprüfer Ingo Grünberger: "Ich verstehe nicht, warum das ein so kompliziertes Konstrukt werden muss. Die Präsentation war auch zu schnell, man konnte gar nicht alles aufnehmen."

Neues System

Das neue Management-System, das im Frühjahr 2017 in Kraft treten soll, sieht vor, dass nicht mehr Vorstand und Mitglieder des Arbeitskreises das Sagen haben, sondern ein Welterbebeirat. Dieser wird aus Vertretern des Bundeskanzleramts, der nö. Landesregierung, des Vereins "Welterbegemeinden" und einer neu gegründeten Arbeitskreis Wachau GmbH bestehen. In einem Management-Netzwerk, das jährlich tagt, sollen Institutionen, etwa Vinea Wachau, Ideen und Beschwerden an den Beirat heran tragen. Dazu soll es mithilfe von 40 bis 50 freiwillige Beobachter in der Wachau ein "Monitoring- und Kontrollsystem" geben, das Veränderungen an der Landschaft dokumentiert. "Sollte sich ein Gebäude um 30 Prozent des Volumens verändern, muss das auf jeden Fall begutachtet werden", sagt Geschäftsführer der Leader-Region Wachau-Dunkelsteinerwald, Michael Schimek. Der Fokus liegt bei der Baukultur.

Kritik kommt von Mitglied Christian Hirtzberger: "Wem es noch nicht aufgefallen ist: Zwei Personen (Anm.: Schimek und Nunzer) verhandeln da ein neues System, in dem der Arbeitskreis keine Rolle mehr spielen soll. Der Verein wird seines Tätigkeitsfeldes beraubt. Dieses Verhalten ist schwerst vereinsschädigend. Vieles mag für die Wachau gut sein, aber da fahren zwei Personen einen Verein gegen die Wand. Dem Arbeitskreis Wachau wird die Kernkompetenz entzogen."

Irritiert

Das sieht auch Grünberger so, der irritiert ist, dass Mitglieder nicht einbezogen wurden. Für ihn wird die Zivilgesellschaft ausgeschlossen.

"Der Arbeitskreis hatte noch nie die Kernkompetenz, sondern die Vereine dahinter. Man muss das neue System und die Verwaltung als Chance sehen, bei der alle an einem Strang ziehen. Ich merke, da gibt es unüberwindbare Differenzen. Wer nicht mitgehen will, bleibt eben am Weg zurück", konterte Obmann Bürgermeister Andreas Nunzer. Im Frühjahr will er eine außerordentliche Generalversammlung einberufen. "Da ist eine ergebnisoffene Diskussion geplant", sagt Nunzer.