Streit um das erste Auto
Von Stefan Straka
Eine dreiviertel Pferdestärke aus eineinhalb Liter Hubraum: Fast elf Jahre lang wurde in den Werkstätten der HTL in Steyr geplant, gehämmert, geschraubt. Seit kurzem ist der erste wissenschaftliche Nachbau des legendären Marcus-Wagens II fertig. Seit gestern ist das geschichtsträchtige Automobil des Wiener Erfinders mit deutschen Wurzeln nun erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen. Aufgehängt an vier starken Stahlketten und unerreichbar vor allzu neugierigen Entdeckerhänden ist die Benzinkutsche das Highlight bei der Sonderausstellung "80 Jahre Wiederkehr der Fusion von Steyr, Daimler und Puch" zur gleichnamigen Aktiengesellschaft.
Einen Besuch ist aber nicht nur das Ur-Automobil wert. Auch die anderen ausgestellten Automobile rot-weiß-roten Entwicklungsursprungs sind Hingucker.
Austrodaimler
Da wären zum Beispiel der legendäre feuerrote Austro-daimler 15/35 (gebaut in Wr. Neustadt) oder das Einzelstück Steyr 30 S Cabrio (Baujahr 1931). Insgesamt 16 Automobile und Puch-Motorräder von 1920 bis 1970 haben die Organisatoren ins Museum geholt.
Zurück zum Bau der Marcus-Karosse. Die hat der Siegfried Marcus-Verein nicht uneigennützig in Auftrag gegeben. Die Experten für die Entwicklungsgeschichte des Automobiles wollen nämlich beweisen, dass Marcus die erste benzingetriebene (und fahrtüchtige) Benzin-Kutsche der Welt im Jahre 1875 gebaut hat und nicht die Herren Daimler oder Benz, die ein Jahrzehnt später dran waren. "Deshalb haben wir das Nachbau-Projekt auch rein wissenschaftlich aufgezogen", sagt Vereinesobmann Peter Malek. Jede einzelne Schraube wurde händisch hergestellt. Geöffnet ist samstags von 14-16, sonntags von 10-12 und 14-16 Uhr.