Stift Klosterneuburg: Was Propst Anton Höslinger anders machen will
Von Ute Brühl
Nein, eine Excel-Tabelle haben sie bei der Auszählung nicht gebraucht, scherzte der neu gewählte Propst des Augustiner-Chorherren-Stifts Klosterneuburg, Anton Höslinger, bei der Präsentation am Mittwoch. Nun gut – bei 33 wahlberechtigten Chorherren, die ihre Stimme abgeben durften, war das wohl auch nicht nötig.
Am Ende wurde Höslinger „sehr überzeugend“ gewählt, wie Administrator Maximilian Fürnsinn berichtet. Mit wie vielen Stimmen, wollte er nichts sagen. Nur so viel zum Prozedere: Aufgestellt wird niemand, für sich selbst darf niemand werben, jeder wählt den Chorherren, den er für geeignet hält.
Turbulente Jahre
Der Neue übernimmt das Amt nach turbulenten Jahren. Nachdem 2020 bekannt wurde, dass Mitglieder des Ordens trotz des Vorwurfs, Kinder missbraucht zu haben, nicht zur Rechenschaft gezogen wurden, erfolgte eine Apostolische Visitation. Heißt: Päpstliche Vertreter wurden nach Klosterneuburg geschickt, um die Sache zu untersuchen. In der Folge wurde der deutsche Kurienbischof und Delegat Josef Clemens interimistischer Leiter des Stifts und Maximilian Fürnsinn Administrator.
Mit der Wahl Höslingers zum Propst ist die Arbeit für Clemens und Fürnsinn zu Ende – Letzterer kehrt in sein Heimatstift Herzogenburg zurück – und Höslinger bekommt für die kommenden drei Jahre einen Päpstlichen Assistenzen an die Seite.
Der neue Propst ist übrigens der einzige im Konvent, der in Klosterneuburg geboren ist, er trat 1989 ins Stift ein und wurde 1998 zum Priester geweiht.
Entschuldigung
Als erste Amtshandlung bat er um Entschuldigung für die Verfehlungen: „Der Schlussbericht des Delegaten hat viel Schmerzliches enthalten.“ So zum Beispiel, dass beim ehemaligen Prälaten Bernhard Backovsky „der umfassende Wille zur Aufklärung der Sachverhalten nicht vorhanden gewesen“ sei.
Eine Aufgabe wird sein, zukünftig auf Missbrauchsfälle richtig zu regieren. „Deshalb wurde jetzt die Präventionsstelle eingerichtet“, machte Höslinger klar. In der sei sowohl ein Chorherr, als auch eine Präventionsbeauftragte vertreten. Bei Verdachtsfällen würden sie sofort Verbindung zu den betroffenen Gemeinden aufgenommen: „Es wird nicht im Stift selber bearbeitet. Es soll jedenfalls klar und schnell gehandelt werden.“
Neben der Präventionsstelle sei unter Prälat Fürnsinn eine ausgeprägte Meldestruktur geschaffen werden. Höslinger will zukünftig dabei bei der Aufnahme und Ausbildung von Kandidaten zudem genauer hinschauen, was diese dazu motiviert, Chorherr zu werden.
Eng kooperieren will der neue Propst mit dem Weltklerus (Priester, die in keinem Orden sind) bei den Pfarreistrukturen. „Wir stehen hier vor den größten Veränderungen seit Josef II.“