Chronik/Niederösterreich

Stein: Häftling hatte heftige Schmerzen

Im Fall eines verwahrlosten Insassen der Justizanstalt Krems-Stein hat Anstaltsarzt Michael Karner einen Bericht der am Mittwoch erscheinenden Wochenzeitung Falter bestätigt, wonach der Mann - bevor er ihm vorgeführt wurde - "in den letzten zwei Nächten unter heftigen Schmerzen in beiden Beinen" gelitten habe. Der Mediziner sprach zudem Probleme bei Rückmeldungen mit einer Abteilung an.

Da es pro Jahr etwa 20.000 Vorführungen von Insassen in der Ordination gebe, sei eine regelmäßige Kontrolle aller Häftlinge nur schwer möglich. Man sei daher "auf die Rückmeldungen der Abteilungen in der Haftanstalt angewiesen", ob es irgendwelche besonderen gesundheitlichen Vorkommnisse gebe. "In diesem Fall hat das bis auf eine Abteilung gut funktioniert", so der Mediziner.

Gefahr der Blutvergiftung

Als der 74-Jährige dann am 10. März dieses Jahres untersucht wurde, seien alte eingetrocknete Bandagen an den Füßen gefunden worden. "Die Socken sind beim Ausziehen zerfallen", schilderte Karner. Unter den Verbänden seien dann "eitrige Geschwüre am linken Unterschenkel" zum Vorschein gekommen, die auf eine Blutvergiftung hindeuteten. Seine Zehennägel seien zudem zentimeterlang gewesen, was darauf hinweise, dass der Mann bereits seit mehreren Monaten in diesem Zustand gewesen sein muss. Laut dem Mediziner hätte dies dem Personal in der Abteilung auffallen müssen.

Trotz des desolaten Zustands hätten die Beine des Mannes binnen einer Woche wieder normal ausgesehen. Aufgrund der Vorkommnisse liege der 74-Jährige aber noch auf der Station. "Er hat jedoch wieder einen Gesundheitszustand seinem Alter entsprechend erreicht", betonte der Arzt. Erste Angaben des Patienten, wonach dieser zuletzt 50 Kilogramm Gewicht verloren hätte, haben sich nicht bestätigt. "Als der Mann 2008 zu uns überstellt wurde, hatte er ein Ausgangsgewicht von 73 Kilogramm. Im Mai wog er 61 Kilogramm", so Karner. Ein Gewichtsverlust von 12 Kilogramm in den vergangenen Jahren sei in seinem Alter nicht ungewöhnlich.

Auf die Frage, wer in einem Gefängnis für das Schneiden von Finger- und Zehennägel zuständig sei, nachdem Nagelfeilen und Scheren nicht erlaubt sind, antwortete der Mediziner: "Unsere Insassen dürfen Nagelzwicker haben." Zudem gebe es seit zwei Jahren eine Fußpflegerin, die für "schlimmere Fälle" zuständig sei.