Frequency-Festival: So verändern Bier und Urin die Traisen
Wenn das dreitägige Frequency-Festival in Sankt Pölten mit einem bunten Musikmix alljährlich täglich mehr als 50.000 Besucher anlockt, wird auch die durch das Festivalgelände fließende Traisen gehörig gerockt. Bier, Urin, Sonnencreme und Co. bringen den natürlichen Kohlenstoffkreislauf des Flusses durcheinander, berichten Forscher im Fachjournal „Environmental Science & Technology“.
Abfälle
Die Wissenschafter der Universität Wien und des WasserCluster Lunz haben in ihrer Studie die Auswirkungen des Festivals für das Flussökosystem der Traisen untersucht. Im Mittelpunkt ihres Interesses stand dabei die Vielzahl an organischen Verbindungen aus Getränken, Pflegeprodukten und Abfällen, die während des Festivals von den Besuchern in die Traisen eingetragen werden.
Energie für Mikroben
Üblicherweise gelangen zahlreiche organische Moleküle aus Wäldern, Wiesen und Feldern aus dem Einzugsgebiet in einen Fluss. Der so eingebrachte gelöste organische Kohlenstoff wird durch im Fluss lebende Mikroorganismen nach und nach abgebaut - die Wissenschafter nennen das „veratmen“. Dabei entsteht Energie für die Mikroben, aber auch überschüssiges Kohlendioxid, das an die Atmosphäre abgegeben wird. Dieser Kohlenstoffkreislauf wird durch die Tausenden Frequency-Besucher verändert.
Die Forscher dokumentierten den menschlichen Eintrag von gelöstem Kohlenstoff in die Traisen mittels Fluoreszenzspektroskopie. In dem Substanzen-Cocktail fand sich dabei auch eine unbekannte Komponente, die sich als häufig in Sonnencremen verwendeter UV-B Filter namens Phenylbenzimidazolsulfonsäure (PBSA) entpuppte.
Mehr CO2 durch Bier und Urin
Die Wissenschaftler testeten in einem weiteren Schritt im Labor auch die Bioverfügbarkeit der verschiedenen anthropogenen organischen Kohlenstoffquellen für die Mikroorganismen im Fluss. Dabei zeigte sich, dass das PBSA aus Sonnencremen auch nach Wochen kaum abgebaut war. Solche schwer abbaubaren Verbindungen werden offensichtlich weitertransportiert und landen schließlich im Meer. Dagegen wurden andere eingetragene Stoffe sehr schnell veratmet: Bier und Urin waren bereits innerhalb weniger Stunden fast vollständig abgebaut, wodurch sich der CO2-Ausstoß vor Ort erhöhte.