Chronik/Niederösterreich

St. Pölten: Radler-Boom mit Schattenseiten

Der 4. Juni war ein guter Tag für Alexander Schmidbauer. Innerhalb von 24 Stunden bewegten sich rund 2.400 Radfahrer durch die Landeshauptstadt. Die Zahlen, die der St. Pöltner Radfahrbeauftragte in regelmäßigen Abständen von den Messstellen geliefert bekommt, sind aber eigentlich nur eine Bestätigung dessen, was auch mit bloßem Auge zu sehen ist: Das Radeln in der Landeshauptstadt boomt. Die Steigerung beträgt pro Jahr bis zu sechs Prozent, alleine rund um den Hauptbahnhof werden täglich weit mehr als 1.100 Biker gezählt.

Im Rathaus hat man auf diese Entwicklung reagiert. Im Generalsverkehrskonzept werden die Radfahrer in Sachen Förderung bereits ganz bewusst vor dem motorisierten Individualverkehr genannt. Zudem soll das 170 Kilometer lange Wegenetz in den kommenden Jahre noch deutlich ausgebaut werden. „Wir wollen die Anbindungen an die Umlandgemeinden auch abseits des Traisentalradweges deutlich optimieren, da hier viel Potenzial für Verlagerungseffekte vom Auto hin zum Rad steckt“, sagt Schmidbauer.

Probleme

Schöne Worte, die auch Maria Zögernitz kennt. Zögernitz ist für die St. Pöltner Radlobby aktiv, die einerseits das positive Image des Radfahrens fördern will, andererseits aber auch Probleme deutlich aufzeigt.

Wenn man der Aktivistin und ihren Mitstreitern zuhört, dann wird klar, dass der Boom auf zwei Rädern auch Probleme mit sich bringt, die dringend gelöst werden sollten. „Wir brauchen in der City noch viel mehr Radständer“, sagt Zögernitz. Ihr Kollege Walter Heimerl-Lesnik nickt. „Am Rathausplatz wird ein neues Lokal eröffnet und was passiert? Die Abstellfläche wird einfach entfernt.“

Dass immer mehr Biker durch die Stadt sausen, sorge zunehmend für Kapazitätsprobleme. Dazu muss man wissen, dass die Radler zwar auf vielen Wegen unterwegs sein können, aber meist nicht unter sich sind. „Das liegt daran, dass es sich bei einem Großteil der Routen um kombinierte Rad- und Fußgängerwege handelt“, berichtet Zögernitz. Auch das Budget in Sachen Radverkehr lasse zu wünschen übrig, betont die Radlobby. „Mit 200.000 Euro pro Jahr liegen wir im Vergleich mit anderen, teils kleineren Städten, deutlich zurück“, sagen sie.

Die Tausenden Radfahrer, die täglich unterwegs sind, fordern unterdessen auch die Polizei, die immer wieder zu Kontrollen ausrückt. „Wir beobachten, dass die Zahl der Unfälle steigt“, sagt Stadtpolizeikommandant Franz Bäuchler.

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Kontrollen

Immer wieder erleben die Beamten, dass Radfahrer viel zu schnell durch die Fußgängerzone fahren, obwohl hier nur Schritttempo erlaubt ist. Auch bei der technischen Ausrüstung hapert es in manchen Fällen. „Das Problem ist, dass bei den Radfahrern oft die Einsicht fehlt, dass sie etwas falsch gemacht haben“, sagt Bäuchler.

Künftig will man die Kontrollen daher noch verschärfen und auch vermehrt auf Geldbußen setzen.

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