Chronik/Niederösterreich

Sprayer: Vom Vandalen zum Künstler

Die coole Sprayer-Aktion kann binnen weniger Minuten das ganze Leben verpfuschen. Mit ungewöhnlichen Aktivitäten will man in Amstetten öffentliche und private Gebäude vor Grafitti-Attacken bewahren. Gleichzeitig gilt es die oft übermotivierten Nachwuchskünstler vor sich selbst zu schützen. Jetzt wird man in der Stadt sogar offiziell Gebäudeflächen für die Sprüher-Szene freigeben.

Die Streetworker-Gruppe Westrand und die Betreuer des Jugendzentrums A-Toll organisieren regelmäßig Workshops, in denen Profis den Jungen den richtigen Umgang mit den Spraydosen zeigen. Angst, dass man damit das Grafitti-Problem erst so richtig entfacht, hat A-Toll-Leiterin Teresa Scherzenlehner nicht. "Zu uns kommen Jugendliche, die mit der Materie schon befasst waren oder auch schon rechtliche Probleme hatten", erklärt die Jugendexpertin. Gute Grafitti-Künstler geben den Interessierten ihr Können weiter. "Wer mit der Spray-Dose Herzeigbares fabrizieren kann, der unterlässt es, sinnlose Zeichen und obszönes Gekritzel an die Wände zu schmieren", sind die Jugendbetreuer überzeugt. Geschätzte 100 Kids haben die Sprayer-Fortbildungen bisher absolviert.

Strafausmaß

Bei den Workshops nutze man die Gelegenheit die drastischen Auswirkungen illegaler Grafittis aufzuzeigen, sagt Scherzenlehner. Schwere Sachbeschädigung kann sogar mit Gefängnishaft bestraft werden. "Viele unterschätzen einfach die Folgen, mit denen sie nach Sprühaktionen rechnen müssen. Da kann es sogar um Existenzen gehen. Wir lassen die Jugendlichen von Gleichgesinnten aufklären", sagt Vizebürgermeisterin Ulrike Königsberger-Ludwig. Sie bestätigt, dass künftig auch offizielle Flächen für Grafittis freigegeben werden. "Dort darf aber nur im Rahmen von Workshops gesprüht werden", schränkt sie ein. Mit gefälligen Grafittis habe man kein Problem, meint Königsberger-Ludwig. Zudem setze sie auf den Ehrenkodex in der Sprayerszene: "Nichts übersprühen, das besser ist als das eigene Bild."