Seismische Messungen: Sorge wegen „Rüttelangriffen“
Von Lisa Rieger
Die OMV sucht am Nordrand von Wien und im östlichen Weinviertel, wie berichtet, nach Erdgas. Die entsprechenden seismischen Messungen sollen dazu dienen, die Versorgungssicherheit mit Energie für die Zukunft zu sichern. Durchgeführt werden die Arbeiten mit einem Konvoi aus Vibrationsfahrzeugen. In der Woche vor Weihnachten sorgte dieser in Langenzersdorf (Bezirk Korneuburg) für Aufregung.
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„Es sind zahlreiche Beschwerden zu mir gekommen. Die Lkw sind völlig überraschend am 18. Dezember in der Früh durch den Ort gefahren“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der SPÖ Langenzersdorf, Christoph Baumgärtel. „Wir haben zuvor die Bevölkerung aufgerufen, den Zustand ihrer Häuser fotografisch festzuhalten. Damit man eventuelle Schäden nachweisen kann“, fährt er fort. Dazu sei jedoch eine genaue Route und ein genauer Zeitpunkt der Messungen notwendig gewesen, damit die betroffenen Anrainer dies zeitgerecht durchführen können.
Die „Rüttelangriffe“ der OMV seien jedoch unangekündigt durchgeführt worden. Vize-Bürgermeister Josef Waygand (ÖVP) sagt, bei ihm hätte es keine Beschwerden gegeben: „Wir Politiker wurden vorab informiert. Auf Gemeindegrundstücken durften die Arbeiten aber nicht durchgeführt werden, nur auf Landes- und Bundesstraßen. Dazu hat es ein Infoschreiben vom Bürgermeister gegeben.“
Schäden befürchtet
Baumgärtel fürchtet Schäden: „In Orth an der Donau (Bezirk Gänserndorf, Anm.) hat man gesehen, was passieren kann.“ Er meint damit den pensionierten Landwirten Josef Zihr: „Bei mir wurden Messungen zu Ostern auf meinen Feldern durchgeführt. Ich habe vorab ein Beweissicherungsverfahren verlangt“, sagt der 62-Jährige. Während der Arbeiten befand er sich dann in Kärnten.
Doch als er zurück nach Niederösterreich kam, stellte er Risse in seinen Wänden fest, Ziegeln waren von seinem Dach gefallen und es gab immer wieder Stromausfälle, weil die „Hauptleitung aus dem Sockel rausvibriert“ worden sein soll. Die Schäden sollen rund 5000 Euro betragen. Derzeit ist ein Gerichtsverfahren im Laufen. Ein durch das Gericht beauftragter unabhängiger Sachverständiger bewertet derzeit den Sachverhalt.
Die OMV hat in diesem Jahr in rund 40 Gemeinden Messungen durchgeführt und in zwei davon gab es Beschwerden bei der OMV. „Die OMV geht diesen nach und steht in Kontakt mit den jeweiligen Gemeinden“, heißt es von den Sprechern. Das Unternehmen sei im Mai an die Gemeindevertretung Langenzersdorf herangetreten und hätte entsprechend informiert.
Außerdem hätten zwei persönliche Fachgespräche mit politischen Vertretern der Marktgemeinde und OMV-Vertretern im August und Oktober stattgefunden, an denen Baumgärtel „leider nicht teilnahm“, wie es heißt. Und: „Die Vertreter der Gemeinde nahmen breitere Informationsangebote und Lokalaugenscheine nicht wahr.“
Zu dem laufenden Verfahren mit Herrn Zihr wollte die OMV keine Auskunft geben. Aber: „Aufgrund unserer Auflagen in Bezug auf die ÖNORM S9020 sind die von uns ausgelösten maximalen Schwinggeschwindigkeiten unterhalb des Grenzwertes für denkmalgeschützte Gebäude. Das bedeutet, dass wir mit der Einhaltung der Grenzwerte keinen Schaden verursachen können.“