Chronik/Niederösterreich

Sein Kampf zurück ins Leben

Papa, das wird schon wieder.“ An die eigenen Worte – gleich nach seinem schweren Autounfall – kann sich Stefan Waldhäusl aus Moidrams bei Zwettl nicht erinnern. Sein herbei geeilter Vater Karl wird sie nicht vergessen. Obwohl das Leben des 22-Jährigen an einem dünnen Faden hing, lag Stefan mit seiner willensstarken Einschätzung, noch bevor er künstlich beatmet und mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus Horn geflogen wurde, genau richtig. „Die Ärzte haben mir erzählt, dass ich sehr viel Glück hatte und ein Kämpfer war“, sagt Waldhäusl.

Wie berichtet, wurde ihm ein Sekundenschlaf bei der Heimfahrt von seinem Dienstort Krems nach Zwettl zum Verhängnis. Der Rezeptionist setzte sich am 27. April in den Morgenstunden übermüdet hinter das Lenkrad und kam auf der B 38 bei Friedersbach von der Straße ab. Sein Wagen wurde über eine abgeschrägte Leitschiene hinauskatapultiert, flog mehrere Meter weit und prallte gegen eine darunter liegende Straßenböschung. Waldhäusl wurde in seinem Unfallwrack eingeklemmt und konnte erst mittels hydraulischer Bergeschere befreit werden. „Darüber weiß ich nichts mehr“, erzählt der 22-Jährige, der mit schweren Knochenbrüchen an beiden Füßen, unzähligen Schnittwunden im Gesicht, mit einem lebensbedrohlichen Milz- und Leberriss sowie mit Nieren- und Beckenverletzungen ins Spital kam.

Bange Tage

Alle Inhalte anzeigen

Während seine Familie und Freundin Nicole drei Wochen lang um sein Leben bangen mussten, erfuhr Stefan erst später, wie viele Schutzengel er hatte. „Nach der Tiefschlafphase hat mir ein Pfleger erzählt, dass ich einen schweren Unfall hatte. Als ich das Krankenbett sah, war mein erster Gedanke – scheiße, das kann nicht sein“, schildert der 22-Jährige. Dass Stefan Waldhäusl schon nach wenigen Wochen im Horner Spital ohne bleibende Schäden zurück im Leben ist, grenzt an ein Wunder. „Die Ärzte und Pfleger haben viel für mich getan“, strahlt Stefan, der das KURIER-Gespräch gleich dazu nützt, um seinem Betreuerteam in Horn „danke für alles“ zu sagen.

Der 22-Jährige verdankt es einerseits der modernen Intensivmedizin, andererseits seinem starken Überlebenswillen, dass er so rasch wieder auf beiden Beinen steht. Die Gehhilfe verwendet er immer seltener – er nützt sie nur mehr, wenn seine noch relativ schlappen Muskeln ausgepowert sind. „Ich muss das Gehen neu lernen. Das ist echt anstrengend, der Muskelkater unglaublich“, sagt der 22-Jährige, der im Moment auf Reha bei Klosterneuburg ist. „Bis ich wieder laufen kann, muss ich mich noch gedulden“, sagt Waldhäusl. Gelegentlich versucht er schon, Volleyball zu spielen. „Das sehen meine Therapeuten aber gar nicht gern“, verrät er und grinst.

Dass er weiterleben darf, empfindet Stefan als großes Geschenk. „Vor meinem Unfall war ich ständig rastlos und hab’ mir wenig Ruhe gegönnt. Damals dachte ich, schlafen kann ich, wenn ich tot bin“, erzählt der 22-Jährige. Wie falsch der Gedanke war, sieht er jetzt. Sein Leben hätte zu Ende sein können, noch bevor es los ging. „Jetzt will ich mich bei der Feuerwehr engagieren“, sagt Stefan und spricht von einem Wendepunkt in seinem Leben. In Zukunft will er seine Freizeit bewusster genießen.