Schlepper-Prozess: Einvernahmen gehen weiter
Keine neuen Aufschlüsse brachte auch der 34. Verhandlungstag im Schlepper-Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt. Am Mittwoch standen erneut die Vorspielung von Telefonüberwachungs-Protokollen und die dazu ergänzenden Einvernahmen einiger Angeklagten auf dem Programm.
Tenor der Verantwortungen: Man habe Landsleuten bei der Ein- oder Durchreise durch Österreich zwar geholfen, dafür aber fast nichts an Geld bekommen. Der Prozess wird kommenden Dienstag fortgesetzt.
Die seit März auf der Anklagebank sitzenden acht asiatischen Asylwerber, unter ihnen auch ehemalige Asyl-Aktivisten und Servitenkloster-Flüchtlinge, bestreiten zum Großteil gar nicht, dass sie Landsleuten bei Schleppungen weitergeholfen haben. Doch "große Fische" wollen sie keine sein. So wurde am Mittwoch dem Siebtangeklagten anhand mehrerer abgehörter Telefonate lediglich die Schleppung eines "Burschen" (so der Ausdruck in den verschrifteten Telefonüberwachungs-Mitschnitten) vorgehalten. "Ja, ich habe einen in Hütteldorf hineingesetzt", erklärte der Angeklagte.
Informationen für Richterin
Dafür hatte der Fünftangeklagte, der als Leiter der österreichischen Zelle der Schlepperorganisation gehandelt wird, der vorsitzenden Richterin Petra Harbich eine Information zu melden: "Ich war heute um 6.45 Uhr auf der Philadelphiabrücke. Da sind vier Leute zu mir hergekommen und haben mich gebeten, dass ich ihnen weiter helfe. Die haben seit zwei Tagen nichts gegessen. Ein Mitangeklagter, der dabei war, ist davongelaufen, die vier waren Landsleute von ihm ... Ich habe Fotos davon gemacht, habe dokumentiert, dass die vier ganz allein hier her gekommen sind ... Wir haben den Leuten nicht geholfen, weil sonst ist das Schlepperei. Aber soll man jemanden, der seit zwei Tagen hungrig ist, nicht einmal einen Kaffee servieren?"