Schau über Zynismus im KZ Mauthausen
US-Truppen befreiten am 3.Mai 1945 die Gefangenen des Konzentrationslagers Mauthausen. Für rund 100.000 Menschen kam der Rettungsakt vor 70 Jahren zu spät. Rund um den Jahrestag hat Amstetten die umfassende internationale Fotodokumentation "Das sichtbare Unfassbare" über die Schreckenstaten in Mauthausen erstmals nach Niederösterreich ins Schloss Ulmerfeld geholt. Die Ausstellung wird vom 20. Februar bis 31.Mai im Schloss bei freiem Eintritt zu sehen sein.
2005 hat das Innenministerium über KZ-Opferverbände in Paris und Barcelona Zugang zu höchst erschütterndem und zugleich entlarvendem Fotomaterial über Geschehnisse in Mauthausen und in den Außenlagern erhalten. Das Bildmaterial von für die SS tätigen Lagerfotografen und Bilder der US-Armee und anderer in der Zeit der Befreiung zeige das Geschehen von verschiedenen Blickwinkeln, schilderte Ministeriumsarchivar Stephan Matyus. 450 Bilder dokumentieren das System und die Hinterhältigkeit mit der gemordet wurde. Viele Einzelschicksale erschüttern. Unter Lebensgefahr und auf höchst abenteuerliche Weise wurden Fotonegative, etwa vom spanischen Lagerfotograf Francisco Boix aus dem KZ geschmuggelt um der Nachwelt Beweise zu sichern. Abenteuerliche Verstecke in Fußballschuhen oder die Aktionen der sogenannten "Poschacher-Jungs" werden detailliert geschildert.
Beweise Viele Bilder waren dann maßgebliche Beweise bei den NürnbergerProzessen gegen die Nazi-Verbrecher. Die Ausstellung, die in der selben Art in Spanien und Frankreich auf Tour ist und so wie in einigen österreichischen Bundesländern schon zigtausende Besucher berührt hat, gibt intensive Einblicke über die Dramen der KZ-Opfer, schlüsselt aber auch die jeweiligen Standpunkte und die Arbeit der Fotografen auf.
Mit der Großausstellung wird auch versucht Licht in ein bislang wenig beleuchtetes Kapitel der Amstetten Stadtgeschichte zu bringen. Amstettens neuer Stadtarchivar Thomas Bucher zeigt zusätzlich bislang unbekanntes Material über ein in Anfang 1945 in Amstetten eingerichtetes KZ-Außenlager mit 3500 Gefangenen. Sie wurden von Mauthausen nach Amstetten gekarrt um hier die massiven Bombenschäden am Bahnhof zu beseitigen. Am 20. März 1945 kam es zur außerordentlichen Tragödie: Der Bahnhof wurde von der US Air Force während der Reparaturarbeit angegriffen. KZ-Insassinnen aus Belgien,Frankreich und Russland flüchteten sich in ein nahes Wäldchen bei Eisenreichdornach. Doch auch dort ging ein Bomebnhagel nieder und tötete mindestens drei Dutzend der KZ-Opfer. Im Gedenken an das Massaker wird in Eisenreichdornach alljährlich eine Gedenkveranstaltung abgehalten.
Die Ausstellung in Ulmerfeld wird von 20. bis 31. Mai gezeigt. Öffnungszeiten: Freitag 15 bis 19 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag von 10 bis 12Uhr und von 14 bis 17 Uhr,sowie jederzeit gegen Voranmeldung unter 0676/ 57 60149. Unter dem Motto "Aufbruch" wird es in Amstetten einen vierteiligen Zyklus zum Thema 70 Jahre Kriegsende geben, kündigte Stadträtin Ulrike Königsberger-Ludwig an. Neben der Mauthausen-Schau in Ulmerfeld gibt es eine achtteilige Vortragsserie, einen neuen Geschichtsband in der Reihe "Amstettener Beiträge" bei den Kulturwochen und Workshops für Lehrer um dadurch Projekt im Unterricht zu initiieren.