Nazi-Aufkleber am Auto? Niki Laudas Privatpilot auf der Anklagebank
Am liebsten würde er ewig weiterreden, der Angeklagte ist ganz in seinem Element. Minutenlang hält der 53-Jährige eine Abhandlung über den Russlandfeldzug im Zweiten Weltkrieg und wie sein Großonkel, ein Panzerfahrer, von einem deutschen Trupp gerettet wurde.
Der Mann, der nach eigenen Angaben einst Privatpilot von Niki Lauda war, will erklären, wie es dazu kam, dass auf seinem Auto Aufkleber gefunden wurden, die nach einer Anzeige einen Prozess wegen Wiederbetätigung auslösten.
"Nicht schuldig"
Laut Anklage sollen sich auf dem Pkw zwei Aufkleber der SS-Panzerdivision "Leibstandarte", zwei Aufkleber des Totenkopfs der SS-Panzerdivision sowie die Reichskriegsflagge befunden haben. Nachdem der 53-Jährige mit dem Wagen in St. Pölten parkte, wurde er angezeigt.
In der Folge durchsuchten Verfassungsschützer sogar das Haus des Angeklagten. Sie fanden unter anderem Hitlers "Mein Kampf" als Hörbuch-Version und weitere einschlägige Werke.
"Nicht schuldig", sagte der Frühpensionist zu den Vorwürfen, sein Verteidiger sprach sogar davon, dass die Staatsanwaltschaft "nicht sauber gearbeitet" habe.
Urteil
Die Reichsflagge - "es handelt sich um die Kaiserflagge, mir gefallen die Farben", so der Angeklagte - sei nicht verboten, betonte der 53-Jährige. Und die Totenköpfe seien das Punisher-Logo, ein Zeichen, das in der Biker-Szene sehr beliebt sein soll.
Dass der Aufkleber der SS-Panzerdivision "Leibstandarte" auf seinem Auto entdeckt wurde, erklärte der ehemalige Pilot so: "Es ist ein Truppenabzeichen. Ich habe mich erkundigt und keinen Hinweis darauf gefunden, dass Truppensymbole verboten sind." Er selbst "verabscheue den Nationalsozialismus", mit der Rechtsradikalen-Szene habe er nichts zu tun.
Die Geschworenen sahen das allerdings anders: Ein Jahr bedingte Haft, nicht rechtskräftig.
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