Polit-Streit um Atomstrom für Niederösterreich ausgebrochen
Es war ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die kürzlich eine Protestnote an den tschechischen Industrieminister Jozef Síkela schickte. Der Grund: Die Ausbaupläne für den Atomreaktor von Dukovany. Wie berichtet, soll der AKW-Standort um zwei Blöcke erweitert werden.
Für die nö. Grünen kommen die Pläne Tschechiens hingegen nicht überraschend. „Atomkraftwerke werden auch für den Export gebaut. Jährlich fließen bis zu 12,6 Terawattstunden Strom aus Tschechien nach Österreich, wo der Atomstromanteil bei über 36 Prozent liegt“, sagt Anti-Atom-Sprecher Martin Litschauer.
In diesem Umfeld, so Litschauer weiter, sei es „wenig überraschend, dass Tschechien mit den Millionen Euro aus dem Stromverkauf nach Niederösterreich plant, weitere Atomkraftwerke zu bauen“.
Parteikollege und Landtagsabgeordneter Georg Ecker drängt deshalb auf den Ausbau von Wind- und Sonnenstrom in Niederösterreich, „um den Atomkraftwerken die wirtschaftliche Grundlage zu entziehen“. Allerdings ortet Ecker in Sachen grüner Energie eine Blockadehaltung der schwarz-blauen Regierung in NÖ. So sei die Neuausweisung von Windkraftstandorten noch immer nicht vorgelegt worden, „auch auf den vor über einem Jahr beschlossenen Zonen für Sonnenstrom auf Freiflächen ist noch immer keine einzige Kilowattstunde Strom erzeugt worden“, so Ecker.
„Blanker Unsinn“
Dass die Freiheitlichen „Förderer von Atomstrom“ seien, ließ deren Klubchef Reinhard Teufel nicht unkommentiert. „Das ist natürlich blanker Unsinn“, reagierte er und verwies darauf, dass ein Antrag für die kommende Landtagssitzung vorliege, in dem sich die Freiheitlichen klar gegen die geplanten Neubauten von Atomkraftwerken in Dukovany aussprechen würden.
Gegen die Kritik der Grünen wehrt sich auch die ÖVP. „Bereits heute stehen 54 Prozent aller Windräder Österreichs in Niederösterreich. Zu den bestehenden rund 800 Windräder werden zudem bis 2035 noch 200 weitere hinzukommen, die erzeugte Strommenge wird sich verdoppeln“, rechnet Energiesprecher Anton Kasser vor.
Neos-Landesparteivorsitzende Indra Collini forderte unterdessen einen Masterplans, um die Abhängigkeit von Gasimporten aus Russland so schnell wie möglich zu reduzieren. Weiters könnte man in Österreich mit dem derzeit bekannten Potenzial an tiefer Geothermie den Anteil der Fernwärmeversorgung aus erneuerbaren Energien um die Hälfte erhöhen. Gleichzeitig könne den Landwirten mit der Agro-PV eine doppelte Ernte ermöglicht werden – „einerseits durch ihre Feldfrüchte, andererseits durch Sonnenstrom“.