Chronik/Niederösterreich

Quartiersuche bei Klöstern

Die Hilfeschreie aus Traiskirchen verstummen nicht. In der Erstaufnahmestelle Ost gibt es keine Entspannung. Zuletzt kritisierte Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) die Innenministerin scharf und sprach von "sturer Blockadehaltung". Unterdessen müht sich Niederösterreichs Landespolitik bei Gesprächen im Westen. Und Österreichs oberster Kirchenmann bringt in Asylfragen jetzt die Klöster ins Spiel.

"Das Lager selbst und auch das Erstaufnahmezentrum sind überfüllt", betonte Babler am Montag. Es gebe bis auf das permanente Vertrösten keinerlei neue politische Lösungsvorschläge. Für Babler ist die "sanktionslose 15a Vereinbarung" (nach der die Bundesländer bestimmte Unterbringungsquoten erfüllen müssen) gescheitert.

Ungeachtet der Kritik spult die zuständige Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger ihr Besuchsprogramm ab. Sie hatte ja im KURIER angekündigt, ihre Amtskollegen in anderen Bundesländern persönlich überzeugen zu wollen, mehr Asylwerber aufzunehmen. Am gestrigen Mittwoch traf sie Tirols Landesrätin Christine Baur in Innsbruck. Tirol war bei der Quotenerfüllung zuletzt immer bei den Schlusslichtern.

"Im Gespräch erkennt man die Probleme des anderen deutlicher", sagt Kaufmann-Bruckberger nach dem Termin zum KURIER. So habe Tirol ein gänzlich anderes Unterbringungs- und Betreuungssystem als NÖ. "Während wir auf private Quartiergeber setzen, mietet und kauft in Tirol das Land die Unterkünfte selbst an. Der enge Wohnungsmarkt mit seinen hohen Mieten ist da eine Hürde." Sie habe deshalb nicht stur auf Quotenerfüllung gedrängt. "Viel wichtiger ist ein gemeinsames Vorgehen in gegenseitigem Verständnis." Das will Kaufmann-Bruckberger auch heute beim Vorarlberger Landesrat Erich Schwärzler so halten.

Kirche

Unterdessen gibt es Anregungen aus höchsten Kirchenkreisen. Wiens Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, hat sich schriftlich an Kaufmann-Bruckberger gewandt. Sie hatte im Juni angefragt, ob die Erzdiözese Gebäude für die Unterbringung von Asylwerbern zur Verfügung stellen kann.

Einen "zentralen Kataster" leer stehender Gebäude der Katholischen Kirche gebe es nicht, schreibt der Kardinal nun. Die Erzdiözese jedenfalls "hat derzeit keine geeigneten Gebäude frei". Aber, so Schönborn weiter: "Ich darf darauf hinweisen, dass viele Asylwerber, Flüchtlinge mit Asylstatus und Migranten bereits in kirchlicher Betreuung durch die Caritas stehen oder in verschiedenen Pfarren untergebracht sind." Und der Kardinal bringt andere Ansprechpartner ins Spiel. Er könne schließlich nicht "für die Diözese St. Pölten sprechen und schon gar nicht für die vielen Ordensgemeinschaften". Kaufmann-Bruckberger möge "bei den großen niederösterreichischen Stiften" nachfragen.

Vom KURIER mit dieser Anregung konfrontiert, betont Ferdinand Kaineder, Sprecher der Ordensgemeinschaften Österreich, die Autonomie der Klöster. Soziales Handeln gehöre jedoch zu den Kernaufgaben der Ordensgemeinschaften, man stelle sich auch dem Thema Asyl. "Die Steyler Missionare in Maria Enzersdorf etwa haben einen ganzen Trakt insbesondere für junge Asylwerber zur Verfügung gestellt." Seitens der Superiorenkonferenz (Zusammenschluss aller höherer Ordensoberen männlicher Ordensgemeinschaften) und der Vereinigung der Frauenorden werde immer wieder geschaut, wo Gebäude leer stehen. Aber Kaineder gibt zu bedenken: "Die so zu adaptieren, dass eine menschenwürdige Unterbringung möglich ist, ist oft gar nicht so leicht."