Chronik/Niederösterreich

Protest gegen Gleisabbau

Nachdem eine deutsche Firma seit einigen Tagen damit beschäftigt ist, Gleise an der Hauptstrecke der Ybbstalbahn zu demontieren, herrscht bei den Bahnfreunden in der Region Alarmstimmung. Gestern trafen Aktivisten zu einer spontanen Protestaktion im Bahnhof Göstling zusammen. Sonntagnachmittag soll in Hollenstein eine Demonstration steigen.

„Da wird unwiederbringliches Kulturgut verschleudert. Wir werden uns dagegen wehren, so kann man mit Volksvermögen nicht umgehen“, kündigt Siegfried Nykodem, Obmann des Nostalgiebahnvereins Club 598, nun eine härtere Gangart an. Einerseits richtete der Bahn-Kämpfer einen dramatischen offenen Brief an Landeshauptmann Erwin Pröll. Eindringlich bittet Nykodem um Hilfe beim Plan im Ybbstal sowohl eine touristisch genutzte Schmalspurbahn als auch den geplanten Radweg zu installieren. Deshalb müsse die „Kulturschande“ – nämlich der Abriss des über 40 Kilometer langen Schienenstranges zwischen Waidhofen und Göstling – gestoppt werden, fordert Nykodem.

Auch einen Hauptschuldigen haben die Bahnfans ausgemacht. Im Vorstand des Ybbstaler Radwegvereins, dem fünf der sechs betroffenen Gemeinden angehören und dem die NÖ-Verkhersorganisation NÖVOG die Bahntrasse zum Symbolpreis übertragen hat, wurde der Beschluss zum Abriss gefasst. Den Vereinsobmann Martin Ploderer will Nykodem nun bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft anzeigen. „Immerhin wurden im Abschnitt zwischen Waidhofen und Hollenstein vor der Einstellung über 20 Millionen Euro zur Sanierung investiert. Die Demontage ist nicht rechtmäßig“, sagt Nykodem.

Ploderer, der auch Bürgermeister in Lunz ist, verteidigt die Vorgangsweise. „Die Angriffe sind völlig aus der Luft gegriffen, die Arbeiten wurden ordnungsgemäß bei den Gemeindeämtern angezeigt“, erklärt er. Ploderer bestätigt, dass die per Ausschreibung zum Zug gekommene deutsche Firma die Schienen abträgt und dafür mit dem anfallenden Alteisen entlohnt wird. Derzeit arbeitet ein Trupp im Bereich zwischen Göstling und Kogelsbach. „Das ist ein Abschnitt, wo wir die Bahntrasse dringend für einen Radweg benötigen“, erklärt Ploderer. Insgesamt sind beim Land NÖ für den Bau des Ybbstalradweges zehn Mio. Euro reserviert. Das Bauprojekt soll Anfang März von der BH Amstetten verhandelt werden.