Chronik/Niederösterreich

Poker um neuen Casino-Standort

Bislang wurden die Pläne gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Im Gemeinderat musste vor der Präsentation eine Verschwiegenheitsklausel unterzeichnet werden, beteiligte Institutionen beließen es bei einem knappen "kein Kommentar". Doch nun sind erste Details durchgesickert: In Bruck/Leitha könnte ein großer Casino- und Hotelkomplex errichtet werden. Die Grünen laufen gegen die "Spielhölle" Sturm.

Wie berichtet, pokern mit der Novomatic AG und den Casinos Austria zwei Glücksspielkonzerne um eine Neu-Konzession in Niederösterreich. Während die Casinos Austria in Krems einen Glücksspieltempel errichten wollen, hat die Novomatic AG den Ecoplus Park in Bruck/Leitha als Standort ins Auge gefasst. In wenigen Wochen soll Finanzstaatssekretärin Sonja Steßl entscheiden, welcher Konzern die Konzession erhält.

"Wir lehnen dieses Projekt aufgrund unserer gesellschaftspolitischen Haltung ab", stellt der Grüne Klubsprecher Roman Kral klar. Vor rund zwei Wochen wurden die Pläne, mit denen sich Novomatic um die Konzession beworben hat, im Gemeinderat vorgestellt. So soll neben dem Casino mit Roulette- und Black-Jack-Tischen ein 17-geschossiger Hotelturm mit rund 120 Zimmern, Seminarbereich, Restaurant, Bar und Wellnessbereich errichtet werden. Dazu kommen 500 Parkplätze.

Touristenmagnet

"Wir verstehen schon, dass es um mehr als Glücksspiel geht, aber versprochen hat uns Ecoplus Gewerbe und Industrie", ärgert sich Kral. Zudem soll das Design des Turms bunten, gestapelten Spielchips gleichen. "Wenn der Flughafen Wien angeflogen wird, sollen die Leute gleich das Casino sehen. Das mag für die Touristen schön sein, aber nicht für die Region." Vielmehr sei es die Faust aufs Auge für Bruck/Leitha. Rund 90 Millionen Euro soll die Novomatic AG bei Lizenz-Zuschlag investieren und 200 Arbeitsplätze schaffen. Der Konzern selbst wollte sich nicht in die Karten schauen lassen und gab keine Stellungnahme ab.

Geldquelle

Finanziell würde sich die Realisierung des Komplexes für Bruck jedenfalls auszahlen, denn neben mehr Kommunalabgaben soll laut Kral eine siebenstellige "Standortsteuer" anfallen. Das sei jedoch alles gesetzlich vorgeschrieben. "Ich habe nichts gehört, was der Konzern darüber hinaus für die Stadt tut", argumentiert der Grüne.

Bei der ÖVP will man sich nicht zu dem Projekt äußern, gegen Glücksspiel und ein Hotel per se hätte man aber nichts, sagt Klubsprecher Felix Böhm. "Die Stadt wird sicher profitieren." Bürgermeister Richard Hemmer (SPÖ) gab keinen Kommentar ab.