Chronik/Niederösterreich

Pöchlarn: "Unglück war nicht vorhersehbar"

Da einen Schuldigen zu suchen, ist sinnlos. Es war höhere Gewalt und nicht vorherzusehen." Johann Weißinger, 53, ist einer jener Besucher des Mittelalterfestes in Pöchlarn, die am Samstag bei dem katastrophalen Gewittersturm schwer verletzt wurden. Zwei Personen starben. Wie berichtet, wurde durch das Unglück auch der achtjährige Lukas aus Pöchlarn zur Vollwaisen.

Mit schweren Brüchen an beiden Beinen erholt sich Weißinger im Landesklinikum Amstetten. Zwei bis drei Monate wird es dauern, bis er sie wieder belasten darf. Der Schock über das Unglück sitzt tief. Mit einem Kaffeehauszelt ist der Kleinpöchlarner selbst oft Teilnehmer derartiger Mittel­alterfeste. Beim Event in Pöchlarn war er aber als Gast dabei.

Erinnern kann sich Weißinger nur an die Zeit vor dem Orkan. "Das war eine für mich eher harmlose graue Wolke. Dann ist alles irrsinnig schnell gegangen. Die Wucht dieses Sturms konnte niemand erahnen."

Weißinger hatte sich, wie viele andere, unter dem selben Baum befunden wie die beiden späteren Todesopfern Gerhard W., 51, und Mirca. K, 32. "Ich habe beide gut gekannt, es ist eine Tragödie", sagt er. Vom Unglück selbst und der späteren Rettungsaktion hat er nichts mitbekommen. Ein Teil des herabstürzenden Astes hatte ihn am Kopf getroffen. Laut Erzählungen sei er bewusstlos unter dem Geäst gelegen. Erst sechs Stunden später kam er im Spital Amstetten wieder zu sich. Trotz seiner Verletzungen und der Ermittlungen der Justiz wegen fahrlässiger Tötung denkt Weißinger nicht daran, nach Schuldigen zu suchen. "Da kann keiner was dafür", meint er.

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Ähnlich denken auch die Familienmitglieder des kleinen Lukas – Sohn des getöteten Pöchlarner Trafikanten Gerhard W. Der verletzte Bub wird im Landesklinikum St. Pölten gepflegt. Die Hilfsbereitschaft im ganzen Land ist gewaltig. "Wir sind sehr dankbar für die Spenden. Wie es mit Lukas weitergehen wird, wollen wir innerhalb der Familie gut überlegen", machen sich Tante Edith W. und ihr Lebensgefährte Gedanken über die Zukunft von Lukas. "Wir denken auch, dass ein Sachwalter die Verwendung des Spendengeldes überwachen soll, damit es keine Gerüchte gibt."

Auch das Jugendamt und die Psychotherapeutin des Kindes, das 2010 schon die Mutter durch einen Herzinfarkt verloren hatte, sollen von den Verwandten beigezogen werden.

Die Familie hat das Begräbnis von Gerhard W. auf nächste Woche verschoben. Lukas soll die Chance bekommen, bei der Verabschiedung seines Papas dabei zu sein. Das Schicksal des Buben setzt den Verwandten zu. "Lukas hat sich so auf diese Fest gefreut und sogar eine neue Ritterrüstung bekommen. Dann passiert so etwas", sagt Edith W.

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