Chronik/Niederösterreich

Pfarrer sperrt Diebe in Kirche

Kurz nach Mittag läutet es beim Pfarramt Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) Sturm: "Herr Pfarrer, kommen Sie schnell. Da sind zwei komische Gestalten in die Kirche gegangen", berichtet der aufgeregte und aufmerksame Nachbar. Pfarrer Florian Sobocan ist nicht nur ein Mann des Wortes, sondern auch einer der Tat: Er läuft sofort in die benachbarte Kirche, um nachzuschauen. "Einer hat aus dem Fenster rausgeschaut und einem anderen anscheinend Zeichen gegeben", erzählt Sobocan.

Täter sind "baff"

Als er die Kirche betritt, sieht er, wie sich der zweite Mann gerade am Opferstock zu schaffen macht. "Ich habe einmal in einer Zeitung gelesen, dass ein Mesner Diebe in einer Kirche eingesperrt hat. Das ist mir in dem Moment durch den Kopf geschossen. Ich habe die Türe zugeworfen, zugesperrt und fertig. Alles hat nur ein paar Sekunden gedauert. Die beiden waren ganz baff", sagt der Pfarrer.

Die Täter versuchen , sich zu befreien, doch gegen die massive Holztüre auf der einen und ein Eisengitter auf der anderen Seite haben sie keine Chance. Pfarrer Sobocan zückt das Handy und informiert ganz cool die Polizei: "Ich habe zwei Personen die Freiheit geraubt." Kurz danach ist die Exekutive vor Ort: "Ich hatte keine Angst. Die ganze Situation war für mich eher lustig. Die Polizei hat die Kirche dann regelrecht gestürmt und die beiden festgenommen", erzählt Sobocan.

Wie sich heraus stellt, handelt es sich bei den mutmaßlichen Tätern um einen 43-jährigen Tschechen und einen 37-jährigen Polen. Beide wollten an sich einen Freund in Traiskirchen besuchen. In Wiener Neudorf stiegen sie aus, tranken ein Bier und dürften dabei auf die Idee mit dem "Kirchenbesuch" gekommen sein.
Für Pfarrer Sobocan ist es nicht der erste derartige Zwischenfall: "Einmal wollten welche ins Pfarrhaus einbrechen und ich stand hinter den Türe. In der Kirche ist schon öfters etwas gestohlen worden. Dabei wird der Opferstock täglich geleert. Da gibt es kaum etwas zu holen."

Prozess

Zu zwei Jahren Haft wurde gestern in Krems ein 39-jähriger Ungar verurteilt. Der hatte 2011 bei Touren durch Österreich und Bayern, begleitet von Freundin und Kind, mindestens 70 Mal Opferstöcke geleert.