Pfarrer findet Stoff für Kabarett in seiner Arbeit
"An meinen Kabaretteinlagen schreibe ich oft länger als an Predigten" – Herbert Reisinger, Pfarrer in Langenhart bei St. Valentin wird am Freitag auch nicht von einer Kanzel aus seine Gedanken vermitteln. Er wird als Protagonist eines Benefizabends versuchen von der Bühne aus die Lacher im Publikum auf seine Seite zu ziehen. Gespielt wird zugunsten verfolgter Christen in Nigeria.
Wohlwollen und gute Zusammenarbeit hat sich der 41-jährige Priester in der Pfarrgemeinde im Westen des Bezirks Amstettens binnen eines Jahres erarbeitet. Dabei hatte der unkomplizierte und offene Diözesan-Jugendseelsorger vor einem Jahr mit der Übernahme der Pfarrgeschäfte in Langenhart gar keinen leichten Job bekommen. Sein Vorgänger, ein polnischer Priester, der mit erzkonservativen Aktionen gegen Empfängnisverhütung, Tattoos oder Esoterik wetterte, hatte die Stimmung in der Pfarre zum Kippen gebracht. Sogar die Kirche war aus Protest besprayt worden.
Reisinger ließ die Pfarrgemeinde zur Ruhe kommen. Als Seelsorger interessiert den wortwitzigen Hirten auch die heitere Seite des menschlichen Innenlebens. Themen für seine Kabarettnummern findet er im täglichen Arbeitsleben und verarbeitet sie in Sketches, gesteht er. So wird der Abend im St. Valentiner Volksheim (19.30 Uhr) Tiefgründiges aus dem Pfarrersleben bringen. Warum er sich auch als Parkwächter im Industriebetrieb Engel engagiert, will er erst Freitag auflösen. Zusammenhänge zwischen Zölibat und Rettungsgasse, Humoriges über kirchliche Titel oder auch die Beziehung von Mond und Pfarre sind Themen in Reisingers Sketches. "Wenn ich bei ihnen beichte, komme ich im Kabarett vor?", fragte der Autor dieser Zeilen. "Möglich, nur nicht mit vollem Namen", lieferte der Pfarrer gleich eine Kostprobe.