Pendler sollen draußen bleiben
Die Einführung des Parkpickerls in Wien sorgte vor knapp einem Jahr für Aufregung. Tausende Pendler stiegen auf Öffis um und sorgten für einen Ansturm auf die Park-&-Ride-Anlagen in Niederösterreich und Wien. Während NÖ mit neuen Stellplätzen reagierte, verstrich in Wien ein Jahr, ohne dass ein einziger neuer Parkplatz gebaut wurde – aus taktischen Gründen.
Heute sind in NÖ nach wie vor viele Park-&-Ride-Anlagen bis zum letzten Platz gefüllt (siehe auch Grafik). 2013 wurden mehr als 1300 provisorische Stellplätze errichtet, bis 2015 sollen weitere 2300 reguläre folgen. Derzeit gibt es entlang der Bahnlinien mehr als 35.000 Parkplätze für Pkw, bis 2025 sollen es knapp 50.000 werden. Bei 418.000 Pendlern täglich ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Am Limit
Kaum erweitert, sind viele Park-&-Ride-Anlagen wieder an ihrem Limit. Besonders dramatisch ist die Situation in St. Pölten. Hier spürt man die Auswirkungen des neuen Wienerwaldtunnels und der Westbahn besonders stark. Die Parkmöglichkeiten beim Bahnhof seien zu 100 Prozent ausgelastet, bestätigt Vizebürgermeister Franz Gunacker: „Wir warten dringend auf die neue Park-&-Ride-Anlage.“ Sie soll Ende 2014 fertig sein. Verschärft wird die Situation vielerorts durch Anrainer, die die Parkdecks als Ersatzgarage nutzen, etwa in Fischamend, Korneuburg oder Krems.
„Ich glaube, dass wir künftig noch mehr Plätze brauchen werden“, sagt Gunacker. Die Autofahrerklubs sind derselben Meinung: „Die begleitenden Maßnahmen zum Parkpickerl waren nicht ausreichend“, sagt ARBÖ-Wien-Geschäftsführer Günther Schweizer. „Wir haben immer wieder Anrufer, die sich beschweren“, erzählt auch ÖAMTC-Verkehrsexperte Markus Schneider.
Untätiges Wien?
In Wien sind viele Park-&-Ride-Anlagen übervoll. Wer nach 8.30 Uhr nach Siebenhirten oder Hütteldorf kommt, findet kaum einen freien Platz. In Spittelau und Heiligenstadt ist der Andrang noch größer. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Standorten, weil die Nachfrage sehr hoch ist“, sagt Wolfgang Richter, Sprecher des Garagenbetreibers Wipark.
Das dürfte dauern: „Die Strategie der Stadt Wien ist, dass Pendler bereits in NÖ auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen“, erklärt Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne). Das lässt sich Wien auch etwas kosten: Knapp 2,7 Mio. Euro überweist man nach NÖ, ein Viertel der Baukosten für das Ausbauprogramm bis 2015.
„Wir freuen uns, dass sich Wien an den Kosten beteiligt. Wir würden uns aber mehr freuen, wenn Wien seine Kapazitäten ebenfalls erhöhen würde“, heißt es dazu aus dem Büro des nö. Verkehrslandesrats Karl Wilfing.
„Die Wiener Strategie ist auch den Kosten geschuldet“, entgegnet der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch. Grundstücke in Wien seien zehn Mal so teuer wie in NÖ. Mittelfristig sollen aber auch in Wien neue Parkplätze entstehen – in Spittelau bis 2014, in der Seestadt Aspern bis 2015.