Chronik/Niederösterreich

„Ohne Milliardensubvention wird Temelin nicht ausgebaut“

Laut tschechischen Medien hat der neue Prager Regierungschef Bohuslav Sobotka seinen Industrie- und Handelsminister Jan Mladek damit beauftragt, alles dafür zu tun, dass der Ausbau des umstrittenen südböhmischen AKW Temelin auch ohne staatliche Strompreis-Garantien durchgeführt wird. Das Ministerium solle entsprechende Pläne ausarbeiten.

Mladek machte das am Mittwoch auf dem Prager Wirtschaftsforum öffentlich. Gleichzeitig gab er bekannt, dass es derzeit „keinen großen politischen Willen“ gebe, staatliche Garantien zur Strompreisstützung zu gewähren. Grund dafür seien die schlechten Erfahrungen mit den Subventionen für die fotovoltaischen Anlagen. Diese würden das Staatsbudget allzu sehr belasten.

Der oö. Umweltlandesrat Rudi Anschober sieht das tschechische Vorhaben gelassen: „Eine Illusion, die kein Ergebnis bringen kann.“ Ohne Milliardensubventionen sei der weitere Ausbau Temelins um die Reaktorblöcke 3 und 4 unmöglich. „Der Strombörsepreis liegt bei 38 Euro pro Megawattstunde, die Produktionskosten bei Temelin würden allerdings bei mehr als 80 Euro liegen.“

Täuschungsmanöver

Anschober ist daher zuversichtlich, dass Mladeks Bemühungen keine schlüssige Ergebnisse bringen. „Ich vermute, dass das nur gemacht wird, um dem Druck der Atomlobby etwas entgegenhalten zu können.“ Diese sei in Tschechien sehr einflussreich. „Eine Regierung, die öffentlich versucht, sich gegen sie zu stellen, kann vermutlich nicht lang überleben.“

Auf oö. Seite wolle man sich auf dieses offensichtliche Täuschungsmanöver daher nicht einlassen. „Wir werden aber weiter unserem Kurs intensiv treu bleiben, und die tschechische Öffentlichkeit über die drohende Milliardenbelastung für die Konsumenten, die den Strompreis auf Jahrzehnte um zehn bis 15 Prozent erhöhen würde, informieren.“

Mit Interesse verfolgt auch Landeshauptmann Pühringer die tschechischen Ankündigungen: „OÖ hat die Aussagen der Prager Regierung, wonach das AKW Temelin nicht wirtschaftlich betrieben werden kann und somit die Wettbewerbsfähigkeit der Tschechischen Republik aufs Spiel setzt, positiv aufgenommen.“ Jetzt gehe es darum, keinen Schwindel bei den Atomkraftkosten zuzulassen.
Die Forderung der AKW-Betreiber nach Subventionen sei für ihn ein Eingeständnis, wie unwirtschaftlich die Kernenergie ist: „Ich hoffe, dass die Vernunft siegt.“