Chronik/Niederösterreich

Jäger irrte gewaltig: Kühe des Ortschefs statt Hirsche erlegt

Dass ein Jäger einen Hirsch mit einem Elch verwechselt hat, ist schon vorgekommen. Auch dass Jäger zwei Haflinger mit Hirschen oder was auch immer verwechselt haben, ist bekannt. Neu hingegen ist, dass ein Jäger drei Milchkühe für Hirsche hielt und auf sie das Feuer eröffnete. Zwei Kühe brachen tödlich getroffen zusammen. Das dritte Nutztier wurde angeschossen. Unter Umständen muss es wegen der Schwere seiner Verletzungen eingeschläfert werden.

Passiert ist die unerklärliche Kuh-Jagd vor zwei Wochen in einem Eigenjagdrevier bei Pottschach im Bezirk Neunkirchen. Doch erst seit gestern ist der Zwischenfall der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen bekannt. „Der Geschädigte hat Anzeige erstattet. Die Polizeiinspektion Gloggnitz führte bereits erste Erhebungen durch“, sagt Bezirkshauptfrau Alexandra Grabner-Fritz auf Anfrage des KURIER.

Die Viehweide befindet sich in dem rund 200 Hektar großen Revier (Eigentümer ist ein Landwirt). Dort grasten bis vor Kurzem auch die glücklichen Milchkühe von Franz Teix, dem Bürgermeister der Gemeinde Prigglitz.

Bis zu jener Nacht, in der die Schüsse fielen. Bürgermeister Franz Teix war trotz mehrmaliger Versuche leider für keine Stellungnahme erreichbar.

„Mitten in der Nacht landwirtschaftliche Nutztiere mit Rotwild (Hirsche, Anm.) zu verwechseln, verstößt so ziemlich gegen alles, was die Jagd in Niederösterreich ausmacht“, sagte Peter Lebersorger, der Generalsekretär der Landesjagdverbände. So etwas passiere laut Lebersorger nur dann, wenn auf Jäger ein enormer Druck ausgeübt werde, die Wildbestände massiv zu reduzieren.

Öko-Jagd

Bei dem Schützen könnte es sich laut Insidern um einen Anhänger der sogenannten „Öko-Jagd“ handeln. Diese Jäger haben einen eigenen Jagdverband gegründet und einen 24-Punkte-Katalog aufgestellt, mit dem sie die Jagd in Österreich grundlegend reformieren möchten. Unter anderem wollen sie die Abschusszahlen erhöhen. Dieser Druck könnte auch zu dem Zwischenfall in Pottschach geführt haben.

„Das ist eine ganz hinterhältige Verleumdungskampagne. Ich klage jeden, der so etwas behauptet“, reagierte Ökojagd-Fan Franz Puchegger vom Büro für Waldmanagement auf diese Mutmaßungen. Er war bis kurz vor dem kuriosen Vorfall Jagdaufseher jenes Revieres.

Nach der Aufregung um eine brutale Gamsjagd in der Leutasch hat am Montag einer der beteiligten Jäger einen „strengen Verweis“ von der Disziplinarkommission des Tiroler Jägerverbands erhalten. Das ist die Voraussetzung dafür, dass dem Mann die Jagdkarte für drei Jahre entzogen werden kann. „Um wen es sich handelt, darf ich nicht sagen, da das Urteil noch nicht rechtskräftig ist“, erklärt Landesjägermeister Anton Larcher. Ein weiterer Jäger wurde freigesprochen, weil er nachweislich nicht in der Nähe gewesen sei.

Ein Video hatte dokumentiert, wie im Sommer eine angeschossene Gams über Geröll gezerrt und erst nach Minuten von ihrem Leiden erlöst wurde. Am kommenden Montag findet in dem Fall ein weiteres Verfahren gegen einen beteiligten Jäger statt.