Niederösterreichs Wirtschaft fliegt auf Frankreich
Von Caroline Ferstl
Dass rund 23 Prozent der Teile eines Airbus „made in Austria“ sind, wissen wohl die Wenigsten. Bei der weltweit größten Luft- und Raumfahrtmesse S.I.A.E., die vergangene Woche in Paris stattgefunden hatte, waren daher auch 16 Firmen aus Österreich vertreten.
Darunter waren zahlreiche Firmen aus Niederösterreich, etwa Airborne Technologies und Diamond Aircraft Industries aus Wiener Neustadt, Riegl Laser Measurement Systems aus Horn und Test-Fuchs aus Groß-Siegharts (Bezirk Waidhofen a.d. Thaya), die sich auf den Bau von Prüfgeräten spezialisiert haben.
Das Unternehmen enpulsion aus Wiener Neustadt Neustadt beispielsweise, das für die Herstellung von Satelliten-Triebwerken verantwortlich ist, nutzte die Fachmesse, um einen langfristigen Vertrag mit dem führenden Hersteller von Kleinsatelliten in Europa, Nexeya, zu unterzeichnen. 20 bis 30 Prozent seines Umsatzes will enpulsion in den nächsten Jahren durch diese Übereinkunft lukrieren.
„Zukunftsträchtig“, lobte Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP) dieses „Memorandum of Understanding“, die sich zu dieser Zeit mit einer 26-köpfigen Delegation, bestehend aus Unternehmen und Vertretern der Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung und ecoplus, in Frankreich befand.
Exportpartner Nr. 9
Ziel der Reise war eine Vernetzung mit den Wirtschaftstreibenden des Landes: Bis 2023 will Niederösterreich seinen Export nach Frankreich von 714 Millionen auf 815 Millionen Euro steigern. Frankreich ist die Nummer Neun unter den niederösterreichischen Exportmärkten. „Im Vergleich zur Größe des Landes gibt es noch großes Potenzial herauszuholen“, meint Bohuslav. Zudem haben 51 niederösterreichische Unternehmen eine Niederlassung in Frankreich.
Gleichzeitig nutzte man den Besuch der Messe für einen Austausch mit den heimischen Unternehmen: Diese wünschen sich etwa eine Etablierung des Lehrberufs Kohlefaserfertigung, der derzeit so in Österreich nicht angeboten wird.
Lyon als Vorbild
Auf österreichischen Schienen der voestalpine, verlegt vom österreichischen Unternehmen Porr Austriarail, ging es mit rund 300 km/h im TGV von Paris nach Lyon. 59 österreichische Firmen haben hier eine Niederlassung, sieben davon kommen aus Niederösterreich. Die Region gilt mit seiner im Vergleich zu Europa relativ jungen Bevölkerung, hohen Ausbildungs-, Erwerbs- und Wachstumsrate sowie seinem Potenzial für Forschung und Innovation als eine der bedeutendsten Wirtschaftsmotoren in den Bereichen Mobilität, Digitalisierung und Start-Ups.
Das Unternehmen Navya, der weltweite Führer in der Herstellung von selbstfahrenden Bussen, ist hier angesiedelt. Eines seiner Modelle wird gerade in der Wiener Seestadt getestet, ein "Digibus" der Konkurrenzfirma aus Toulouse ist in Wiener Neustadt im Einsatz.
Die Busse verkehren auf einer Strecke von ein bis sechs Kilometern zwischen acht und neun Stunden am Tag. Ganz fahrerlos ist der Bus derzeit jedoch noch nicht unterwegs – rechtlich muss derzeit noch ein „Operator“ mitfahren, der den Bus startet. Navya testet derzeit 120 Shuttles in 25 Ländern. Zehn bis 15 Leute können in einem Bus transportiert werden.
In Niederösterreich wartet man zurzeit auf die Bilanz des Einsatzes des „Digibus“ in Wiener Neustadt. Man könne sich jedoch vorstellen, ein derartiges System in den Wirtschaftsparks des Landes, etwa im IZ-Süd in Wiener Neudorf, zu etablieren.
Kampf gegen Cyberkriminalität
Auch ein Besuch bei Interpol stand unter Ausschluss der Medien auf dem Programm.
„Gerade in Zeiten der Digitalisierung ist es umso wichtiger, geschlossen gegen Cyberkriminalität vorzugehen“, bilanziert Landesrätin Bohuslav. „Wir arbeiten an einem Konzept mit den Interpol-Vertretern in Niederösterreich und dem Bund, um unsere Betriebe gegen derartige Angriffe schützen zu können.“