Chronik/Niederösterreich

Neue Chance für Friedensdenkmal

So groß das Desaster in Gföhl im Bezirk Krems war, so glatt soll nun alles in Grafenwörth, Bezirk Tulln, laufen. Das hofft Elisabeth Lindmayer von der Stupa-Stiftung: Nur noch wenig trennt sie von der Errichtung eines buddhistischen Gebetshauses. Diesmal ist man allerdings einige Schritte weiter. Denn es gibt ein verfügbares Grundstück zwischen den Orten Engabrunn und Wagram. Außerdem existiert diesmal ein konkretes Projekt, das bereits bei der Gemeinde eingereicht ist. Und: In der Diözese Wien war es offenbar leichter, die Unterstützung der Katholischen Kirche zu erhalten, als seinerzeit in der Diözese St. Pölten.

"Die Welt braucht mehr denn je einen Platz des Friedens und der Versöhnung. Grafenegg hat den Klangturm, Grafenwörth bekommt einen Friedensturm", betont Lindmayer und hofft inständig, dass ihr Anfeindungen wie vor ungefähr drei Jahren in Gföhl erspart bleiben.

"Ich habe mit Erzbischof Schönborn und Probst Fürnsinn von Herzogenburg gesprochen", erklärt Grafenwörths Bürgermeister, der Landtagsabgeordnete Alfred Riedl (ÖVP). Auch die beiden Pfarrer seien eingebunden. Riedl hat im Vorfeld alle ins Boot geholt, die damit "politisches Kleingeld" machen könnten, um unnötige Querschüsse zu vermeiden. "Rechtlich ist es möglich, kleinere religiöse Bauwerke wie Kapellen im Grünland zu errichten. Das ist auch hier der Fall", erklärt Riedl, der die Lage mit dem Land Niederösterreich im Detail abgeklärt hat. Er sieht als Baubehörde erster Instanz keinen Grund, das Projekt nicht zu genehmigen.

Wie der KURIER berichtete, war ein derartiges Bauprojekt 2012 an einer Bürgerbefragung in Gföhl gescheitert, bei der sich zwei Drittel der teilnehmenden Bürger gegen eine Umwidmung des benötigten Grundstücks aussprachen. Im Vorfeld war die kleine Stadt im Waldviertel von Postwürfen überschwemmt worden, von denen einige den Buddhismus verunglimpft und offenbar einen Teil der Bevölkerung verunsichert hatten. Für so eine Aussendung ist auch ein 70-jähriger Mann angeklagt und im Landesgericht Krems – inzwischen rechtskräftig – zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Die Begründung des Senats: Herabwürdigung religiöser Lehren (Paragraf 188 Strafgesetzbuch).

Kleiner als in Gföhl soll das Objekt jedenfalls werden: Der Stupa wird rund 18 – und nicht mehr bis zu 30 Meter – hoch und bekommt einen Durchmesser von 30 Metern. Es wird auch kein angeschlossenes Kloster geben. Das Gebäude soll aus einem einzigen Raum bestehen und eine Galerie erhalten, auf der man es umrunden kann. Auch eine Toilette ist vorgesehen. Entstehen soll es an der untersten von mehreren Geländekanten, die der Südhang des Wagrams bildet.

Der Waldviertler Bio-Unternehmer Johannes Gutmann, der das Projekt tatkräftig unterstützt, freut sich auf den Platz für spirituelle Einkehr. "Der Stupa steht für Toleranz und soll Leuten, denen es nicht gut geht, neue Hoffnung geben. Für mich ist Buddhismus nicht nur Religion, sondern auch Philosophie", sagt Gutmann.

Der Stupa am Wagram ist allerdings nicht der erste in Niederösterreich: Leopold Doppler vom Verein "Friedenskapelle" hat eine kleinere Version – etwa in Marterlgröße – in Imbach bei Krems errichtet.