Volksmusik: "Stimmung muss sein"
Von Markus Foschum
Mit seiner Ziehharmonika auf der Bühne zu stehen und groß aufzuspielen, ist für Nico Marsoun das Größte. Lampenfieber ist für den „Ziachnrocker“ nur ein Fremdwort: „Stimmung muss sein. Je mehr Leute im Publikum, desto besser. Wenn nur ein paar da sind, kann ich ja gleich z’samm packen.“ Für seine Geschwister ist er eine richtige „Rampensau“. Dabei ist Nico aus Reichenau an der Rax erst zehn Jahre alt. Und steht für den Boom, den die Volksmusik derzeit auch bei den Jungen erlebt.
Die volkstümliche Erfolgswelle ebbt derzeit nicht ab. Was ein Blick in die aktuellen Charts beweist: Dort sind bei den Alben die vorderen Plätze fest in volkstümlicher Hand. Hansi Hinterseer mit „Heut’ ist Dein Tag“ die Seer oder Andreas Gabalier stehen voll in der Gunst des Publikums. Vorbei ist das Image der Schunkelmusik für ein Publikum jenseits der 60. Wer sich heute ins Dirndl und in die Lederhose wirft ist jung, modern und kann trotzdem bei „I sing a Liad für di“ fehlerfrei mitsingen.
Der Ziachnrocker
So sind die musikalischen Vorbilder von Nico aus Reichenau auch nicht Justin Bieber oder Bruno Mars, sondern die Jungen Zillertaler und Marc Pircher. „Ich kann auch ACDC auf der Ziehharmonika spielen, aber Volksmusik gefällt mir einfach besser“, sagt Nico, der für seine musikalische Vielseitigkeit den Spitznamen „Ziachnrocker“ bekommen hat.
Dabei waren die ersten musikalischen Gehversuche nicht besonders viel versprechend. Drei Jahre hatte Nico Keyboard gelernt, aber „das war fad.“ Die Initialzündung kam dann vor drei Jahren bei einem Konzert der Jungen Zillertaler. „Das hat ihm voll getaugt und dann wollte er auch Ziehharmonika spielen“, sagt Vater Rene Marsoun, der selbst Gitarre spielt.
Naturtalent
An der „Ziachn“ zeigte sich Nico als Naturtalent. „Der Lehrer an der Hans Lanner Regionalmusikschule in Reichenau hat gleich gesagt, dass er unbedingt weiter machen muss. Dabei kann er nicht Noten lesen, sondern spielt nur nach Gehör“, sagt der Vater. Üben tut Nico jeden Tag, oft schon frühmorgens: „Wir sind sehr stolz auf ihn, aber wenn er um sieben in der Früh immer wieder ein Lied spielt, ist das nervig“, sagt die Schwester und lacht.
Das Ergebnis des Fleißes: Bei einer Talentshow wurde Nico unter 800 Teilnehmern Vierter, und die Wochenenden sind mit Auftritten gefüllt. Beim Großheurigen in Kottingbrunn (Bezirk Baden) durfte Nico sogar zu den Edlseern auf die Bühne und begeisterte mit seinem Spiel seine Idole derart, dass er gleich zum großen 20 Jahre Edlseer-Hoamat Open Air eingeladen wurde. Jetzt wird Nico beim Event am 30. August und 1. September in Birkfeld mit Stars wie Udo Wenders, den Jungen Zillertalern oder der Jazz Gitti auftreten. „Ich freue mich, dass wir uns über den musikalischen Nachwuchs in der Volksmusik keine Sorgen machen müssen. In unseren Augen ist Nico schon ein richtiger Ziachn Rocker“, sagt Edlseer Fritz Kristoferitsch.
Trotz des beginnenden „Starlebens“ soll Nico ein Kind bleiben. „Die Musik und die Auftritte sind sein Leben, aber manchmal muss man ihn ein bisserl bremsen. Zu viele Termine sollen es nicht sein, schließlich ist er zehn Jahre alt“, sagt der Vater. Die Einladung zu einer großen TV-Show hat man daher ausgeschlagen. Die Musik soll aber den weiteren Lebensweg mitbestimmen: „Ich kann mir schon vorstellen, dass ich einmal ein Star bin, aber das Wichtigste ist, dass es Spaß macht“, sagt Nico.