Chronik/Niederösterreich

Nach 33 Jahren: Sein letzter Weihnachtsdienst

Nur ein Schokolade-Adventkalender versprüht am Kremser Notarzthubschrauber-Stützpunkt ein wenig Weihnachtsfeeling. „Seit zwei Jahren haben wir das Problem, dass unser kleiner Plastik-Christbaum immer erst nach den Feiertagen wieder auftaucht“, erzählt Chef-Pilot Johann-Paul Brunner, während er schmunzelnd alle Kästen durchsucht. Dass Weihnachten ist, spürt er aber auch daran, dass viele Leute mit „Millionen Keksen“ zu Besuch kommen und besinnliche Weihnachtsfeiertage wünschen.

Ruhestand

Obwohl Brunner seit 1983 jedes Jahr am Heiligen Abend freiwillig Dienst macht, weil er nur fünf Minuten von der Einsatzzentrale entfernt wohnt, war seine heurige Bereitschaft am 24. Dezember nicht wie jede andere. Sein 32. Heiliger Abend am Stützpunkt vor dem Landeskrankenhaus in Krems war sein allerletzter Weihnachtseinsatz, bevor der 64-Jährige im kommenden Sommer in den wohlverdienten Ruhestand geht. „Nach meinem Urlaub im Juni werde ich in meine großen Ferien starten“, scherzt Brunner und meint damit seinen Pensionsantritt. Langweilig wird ihm danach aber sicher nicht. Er ist seit drei Jahrzehnten auch beim Roten Kreuz Krems ehrenamtlich tätig. Und das bleibt er auch.

Da der gelernte Metallbautechniker – zuvor beim Bundesheer in Langenlebarn und bei der „Heliair“ in Innsbruck stationiert – vor mehr als 30 Jahren die Flugrettungszentrale in Krems mit aufgebaut hat, ist Johann-Paul Brunner nicht nur ein ÖAMTC-Rettungspilot der ersten Stunde, sondern auch ein Urgestein der gesamten Flotte, was ihm bereits mehrere Rekorde eingebracht hat.

10.000 Einsätze

Der 64-Jährige ist der einzige „Christophorus“-Pilot Österreichs, der mehr als 10.000 Rettungseinsätze geflogen ist. Zwischen Weihnachten und Silvester wird er vermutlich seinen 11.000. Flug absolvieren. Zwar kommt er durch die kurzen Notfall-Einsätze nur auf insgesamt 8000 Flugstunden, dafür hat er aber bei den Landungen einen absoluten Spitzenwert.

Besinnlich

Seine Weihnachtsdienste hat der Chef-Pilot fast ausschließlich ruhig und besinnlich in Erinnerung. „Wir hatten vielleicht zwei bis drei Rettungsflüge in den vergangenen 31 Weihnachten. Aber dramatische Vorfälle gab es zum Glück keine“, erzählt Brunner, der am 24. Dezember von Sonnenaufgang (7.47 Uhr) bis Sonnenuntergang (16.06 Uhr) Dienst schiebt.

Wenn tatsächlich etwas passiert, dann kommt die Routine ins Spiel. In Sekundenschnelle wissen Pilot, Notarzt und Sanitäter, was während des gesamten Einsatzes zu tun ist. „Wir sind perfekt eingespielt, jeder kann sich auf den anderen verlassen“, betont Brunner, der immer zu Dienstbeginn seinen Hubschrauber durchcheckt, um vor dem Abheben keine Zeit zu verlieren.

Spätestens um 17 Uhr, wenn die Dunkelheit einen Flugeinsatz unmöglich macht, geht der 64-Jährige nach Hause und feiert mit seiner Ehefrau Birgit ein frohes Weihnachtsfest.