Messegelände beherbergte bereits 650 Flüchtlinge
So schnell wie sie gekommen waren, fuhren sie auch schon wieder ab. Mit angespannten, aber dann auch erleichterten Gesichtern beobachteten Mittwochfrüh die Verantwortlichen am Messegelände von Wieselburg die Abfahrt von Flüchtlingsgruppen in sechs Bussen. Dienstagabend waren 349 Menschen in ein provisorisches Transitquartier, für das zwei Messehallen umgerüstet wurden, gebracht worden.
Menschen aus Syrien, Afghanistan, Irak und Iran, darunter sehr viele Kinder hatten in den Bussen bereitwillig die Weiterreise Richtung Deutschland angetreten. Während des Tages wurden die Hallen gereinigt und für die nächsten 300 Flüchtlinge, die Mittwochabend eintrafen, vorbereitet.
"Der erste Durchgang ist ruhig und ohne Vorkommnisse abgelaufen. Wir haben Erfahrung gesammelt. Der baldige Aufbruch am Morgen hat uns überrascht", berichtete der Leiter des Quartiers und Rotkreuz-Bezirkskommandant Franz Aspalter. In Windeseile hatte die Feldküchenbesatzung des Bundesheeres aus Mautern ein warmes Frühstück bereitgestellt. Neben Heeresmitgliedern vom Jägerbataillon Amstetten, die die Feldbetten in der zweiten Halle vorbereitet hatten, waren Freiwillige des Roten Kreuzes, der Caritas und des Team Österreich bei der Versorgung der Flüchtlinge aktiv. Polizeikräfte aus den Bezirken Scheibbs und Melk betreuten Ankunft und Abfahrt der Buskolonnen. "Es gab keine Vorkommnisse", bestätigte Leopold Pitzl vom Polizeibezirkskommando Scheibbs.
Die beiden Hallen 12 und 13 am westlichen Ende des Messegeländes werden witterungsbedingt bis Mitte November als Transitquartier zur Verfügung gestellt. "Im Winter können wir die Hallen dann nicht mehr genügend erwärmen", erklärte Messedirektor Werner Roher. Alle am Messegelände geplanten Messen und Veranstaltungen werden trotz des Transitquartiers ohne Einschränkungen abgehalten, versicherte Roher. Bemühen will man sich jetzt für die Hallen eine WLAN-Versorgung zu installieren. Flüchtlinge machten sich mit ihren Handys während der Nacht auf den Weg in die Stadt um kostenlose Internetanbindungen zu finden. Punkto Versorgung stellte sich heraus, dass man Zigaretten und vor allem viel Obst vorrätig haben sollte. "Diszipliniert, nett und dankbar", so beschreibt Helferin Gudrun Lasselsberger ihre ersten Eindrücke bei der Essensausgabe. Die frühere Wieselburger Stadtamtsdirektorin ist jetzt im Ruhestand und hat sich spontan für die Mitarbeit beim Team Österreich gemeldet. Auch Wieselburgs Bürgermeister Günther Leichtfried, SPÖ, inspizierte das Quartier mehrmals. Nach der vorwöchigen Bau&Energie-Messe sei die Entscheidung, Hallen für die Flüchtlingsbetreuung zur Verfügung zu stellen, sehr rasch gefallen, erklärte Leichtfried. Um möglichst rasch informieren zu können, habe er den Wieselburger Pfarrer gebeten einen Informationsbrief in den beiden Sonntagsmessen zu verlesen. Kritik an dem kurzfristig installierten Notquartier kam von Anrainern, aber auch aus FPÖ-Reihen.
Über Facebook und SMS informierte die Caritas über ein Spendenlager für Kleidung und Hygieneartikel in einer Halle des Abfallverbandes am Stadtrand. "Es ist ein Kommen und Gehen. Die Leute bringen fleißig Waren", schilderte dort Helferin Magdalena Niklas. Als frühere Caritas-Mitarbeiterin hat sie ihre Erfahrung ins die Organisation des Sammellagers eingebracht. Das Rote Kreuz hat unter der Nummer 059144/ 68088 eine Hotline für freiwillige Helfer eingerichtet. Die Caritas der Diözese St. Pölten kommuniziert mit Helfern und Spendern per SMS über die 0676/ 83844334. Auch auf der Facebook-Seite der Caritas gibt es aktuelle Informationen.