Senioren-Tagesstätte vor Aus
Von Katharina Zach
Ich bin so gerne da, weil wir hier was tun können“, erzählt Maria Unger und ihr Mann nickt. „Was tun“ bedeutet Singen, Werken, Gymnastik, Gedächtnistraining oder gemeinsames Kochen.
Seit eineinhalb Jahren besuchen die Pensionisten die Tagesheimstätte für Senioren des NÖ Hilfswerks in St. Gabriel, Maria Enzersdorf. Doch nun steht die beliebte Einrichtung, ein niederösterreichweit einzigartiges Vorzeigeprojekt von Liese Prokop, vor dem Aus.
„Das ist so toll, was hier geboten wird. Wer hat da den Rotstift genommen?“, fragt sich Marias Tochter, Elisabeth Harrasser-Unger. „Das darf einfach nicht sterben.“ So sehen das auch die Angestellten, die versetzt werden: „Da wird immer von Entlastung der Angehörigen gesprochen und wo das passiert, wird zugesperrt.“ 50 Senioren kämen regelmäßig in die Tagesstätte.
Am Montag wird es ein Info-Treffen samt Pflegeberatung mit den Besuchern und ihren Angehörigen geben. Harrasser-Unger hofft auf Rettung in letzter Sekunde. Man wisse doch, dass es für Pflegebedürftige am Besten sei, in ihrer gewohnten Wohnumgebung zu bleiben. In der Tagesstätte hätten die Senioren Ansprache und Kontakt – auch jene, die sich in Pflegestufe 3 oder 4 befänden.
Verluste
Beim NÖ Hilfswerk bedauert man den Schritt. „Wir haben mit dieser Einrichtung in den letzten vier Jahren 200.000 Euro Verlust gemacht“, sagt Geschäftsführer Christoph Gleirscher. Das sei nicht verantwortbar. „Die Politik hat es wohl aus Kostengründen nicht verfolgt, dieses Modellprojekt flächendeckend einzuführen.“ Das Land NÖ würde die Tagesstätte auch nicht mit mehr Geld fördern, als andere Einrichtungen. Obwohl das Angebot und daher der Aufwand in St. Gabriel umfassender sei. „Wir sind am Ende der Möglichkeiten.“
Das Angebot der Angehörigen, mehr Geld zu zahlen, könne man nicht annehmen, meint Gleirscher. Das bestätigt auch das Land. „Der Kostenbeitrag ist per Erlass geregelt und einheitlich“, erklärt Martin Wancata, Leiter der Abteilung Soziales. Ebenso wie der Fördertarif für Pflegeeinrichtungen. Einzig bei den Transportkosten für immobile Senioren hätte ein höherer Beitrag eingehoben werden können. „Es gibt in der Umgebung ein großes Angebot an Einrichtungen mit Tagesbetreuung“, versucht er zu beruhigen.
Das ist Harrasser-Unger zu wenig. Sie plädiert für einen Zusammenschluss verschiedener Organisationen, um die Tagesstätte zu retten.